Liebe – Menschen – Erkennen und Erkenntnis

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Bild lizenziert Adobe CC, meine Collage

„Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.“ So enden Märchen oft.

Unsere Ideen von der Liebe, der romantischen, umwerfenden, alles vor sich her treibenden, nicht enden wollenden Liebe scheinen daher zu stammen: Aus oft simplen Mustern der Märchen.

Liebe ist etwas komplexer, aber nicht so mysteriös, wie uns manche glauben machen wollen, die darüber auch schon geschrieben haben – oder Filme oder TV-Serien oder Theaterstücke gemacht.

Liebe kann manchmal durch Sehnsucht des einen entstehen – und scheinbare Erfüllung der anderen.

Es gibt das Gefühl, dass wir verstanden werden – vielleicht, so scheint es, das erste Mal in unserem Leben. Das kann sehr beglückend sein. Aber das muss nicht Liebe sein.

Es gibt das Gefühl, einen Seelenverwandten getroffen zu haben; das ist selten, so meine Erfahrung: Jemand, der ähnliche Erfahrungen und Gedanken und Sehnsüchte hat, wie wir selbst.

Ich denke selbst, dass die Voraussetzung für dauerhafte Liebe Selbsterkenntnis ist: Zu wissen, wer ich bin, wie, was ich brauche – und was nicht.

Besonders wichtig: Nicht davon auszugehen, jemand anderer sei für mein Glück verantwortlich.

Oder ich sei gar nur wirklich wertvoll als Mensch, wenn ich meinen Partner gefunden habe. Zu zweit bin.

Darum denke ich auch, dass Liebe mit Reife wachsen kann: Durch Selbsterkenntnis, mit Glück durch gemeinsam erlebte gute und schwere Zeiten.

Außerdem sind da natürlich in Partnerschaften die beiden Pole der Liebe: Die Zuneigung, Wertschätzung, Wärme – und die Leidenschaft.

Leidenschaft ist ab einem gewissen Punkt (nicht der G-Punkt, Herrschaften… 😉 ) sogar leichter: Mit Erfahrung, Lektüre – vor allem guter Lektüre – kann man über die Sachfragen viel lernen.

Aber – und hier kommt das ABER – alles das sind die Sachfragen.

Die emotionale Qualität, wie ich es gerne nenne, ist der Teil der Menschen, der Wärme und Nähe braucht, und geben kann. Und das geht nicht mit X-beliebigen Zufallsbekanntschaften. Denn das ist dann die „Selbstbefriedigung mithilfe des Körpers eines anderen“.

Je besser man (frau) sich kennt, desto besser kann sie abschätzen, mit wem sie Gesprächsthemen teilen kann. Wer auch offen genug ist, nicht nur Beglückung zu erwarten – sondern auch geben kann und will.

Und wer auch die schweren Zeiten, die Wut, die Ungeduld, kurz: die Schwächen des Anderen sehen und nehmen kann, als Teil des Lebens.

Denn wahre Liebe braucht Zeit, Geduld – und manchmal gute Nerven. Der persische Dichter Hafez hat es so ausgedrückt:

„Denn die Liebe erschien einfach am Anfang, stellte sich aber später als schwierig heraus.“

Dagegen sind „Bettgeschichten“ geradezu banal…und wer sich kennt und seine Empfindsamkeit genauso wie seinen ‚Kampfgeist‘ kennen gelernt hat, weiß, dass auch das nicht wirklich trivial ist…

Dies alles soll ermuntern:

Denn – das Wunderbare! ist: Liebe ist eines von den Dingen, die mehr werden, wenn man sie teilt!
Als Nächstenliebe, Freude am Leben – oder mit dem geliebten Partner.

„Mehr Sein als Scheinen“ – Wenn der Hahn kräht…

Wetterhahn – (Lizenz Common Domain)

In der Bibel gibt es sie, im Leben genauso: Menschen, denen Prestige wichtiger ist, als die Wahrheit. Die alles tun, um sich im rechten Licht zu präsentieren – und die im Zweifel gnadenlos auf diejenigen losgehen, die ein wenig anders sind. Die nicht mit den Wölfen heulen, sondern manchmal wohl einfach echte ‚Lämmer‘ sind…

Wahrheitsliebe wird gepredigt, fromm danach genickt. Aber sie wird nicht gelebt.

„Nimm Dein Kreuz auf Dich und folge mir nach“ – es ist genau das, nämlich eine (christliche) Herausforderung, den guten Grundsätzen nachzufolgen.

Je nach Umfeld sind die Grundsätze aber eben nur für den ‚Hausgebrauch‘, für das Wochenende, den Feierabend gedacht.

Mut bedeutet eben auch, es trotzdem zu tun. Immer wieder. Denn es nützt nichts, wenn man es nicht tut: Am Ende eines Tages – oder wenn eines Tages das Ende kommt: Hauptsache gut und im Auge der Welt ‚reich‘ gelebt, dem ‚Mainstream‘ gefolgt?

Hauptsache, gut und mehr Freude tragend gelebt. Jeden Tag.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
(Matthäus, 7,3; Jerusalemer Bibel, 1968, 9. Auflage, 1976)

Selbstachtung – Basis von Nächstenliebe und Freude

Ein Mandala
(Bild lizenzfrei – pixabay.com)

Selbstachtung ist wie ein Felsen. Selbstachtung hilft, die Dinge in Perspektive zu rücken.  Sie kann heilend wirken, weil sie der Seele, dem Fühlen und Denken, Kraft gibt. Sie kann zu mehr Frieden in der Welt führen, weil sie uns hilft, uns selbst freundlich zu behandeln und darum auch anderen freundlich zu begegnen.
Dies ist der wunderbare Text von Virginia Satir zum Thema:

Ich bin ich selbst.

Es gibt auf der ganzen Welt keinen, der mir vollkommen gleich ist. Es gibt Menschen die in manchem sind wie ich, aber niemand ist in allem wie ich. Deshalb ist alles, was von mir kommt, original mein; ich habe es gewählt. Alles, was Teil meines Selbst ist, gehört mir — mein Körper und alles, was er tut, mein Geist und meine Seele mit allen dazugehörigen Gedanken und Ideen, meine Augen und alle Bilder, die sie aufnehmen, meine Gefühle, gleich welcher Art: Ärger, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung, Erregung; mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen, höflich, liebevoll oder barsch, richtig oder falsch, meine Stimme, laut oder sanft, und alles, was ich tue in Beziehung zu anderen und zu mir selbst.

Mir gehören meine Fantasien, meine Träume, meine Hoffnungen und meine Ängste. Mir gehören alle meine Siege und Erfolge, all mein Versagen und meine Fehler.

Weil alles, was zu mir gehört mein Besitz ist, kann ich mit allem zutiefst vertraut werden. Wenn ich das werde, kann ich mich liebhaben und kann mit allem, was zu mir gehört, freundlich umgehen. Und dann kann ich möglich machen, daß alle Teile meiner selbst zu meinem Besten zusammenarbeiten.

Ich weiß, daß es manches an mir gibt, was mich verwirrt, und manches, was mir gar nicht bewußt ist. Aber so lange ich liebevoll und freundlich mit mir selbst umgehe, kann ich mutig und voll Hoffnung darangehen, Wege durch die Wirrnis zu finden und Neues an mir selbst zu entdecken

Wie immer ich in einem Augenblick aussehe und mich anhöre, was ich sage und tue, das bin ich. Es ist original (authentisch) und zeigt, wo ich in diesem einen Augenblick stehe.

Wenn ich später überdenke, wie ich aussah und mich anhörte, was ich sagte und tat, und wie ich gedacht und gefühlt habe, werde ich vielleicht bei manchem feststellen, daß es nicht ganz paßte. Ich kann dann das aufgeben, was nicht passend ist, und behalten, was sich als passend erwies, und ich erfinde etwas Neues für das was ich aufgegeben habe.

Ich kann sehen, hören, fühlen, denken, reden und handeln. Ich habe damit das Werkzeug, das mir hilft zu überlegen, anderen Menschen nahe zu sein, produktiv zu sein und die Welt mit ihren Menschen und Dingen um mich herum zu begreifen und zu ordnen.

Ich gehöre mir, und deshalb kann ich mich lenken und bestimmen. Ich bin Ich, und ich bin o. k.

(Virginia Satir, Selbstwert und Kommunikation, 7. Auflage, 1987)

“Wir lassen uns unsere Vorurteile nicht durch Tatsachen verderben” – oder: Touristen, weltweit – oder: Singlefrauen

Paradebeispiel der Vorurteile, wie man sie überall findet: Diese französische Komödie bringt es frech – und teils überdeutlich – auf den Punkt. 

“Wir lassen uns unsere Vorurteile nicht durch Tatsachen verderben.“ Diesen halb-ernsten Scherz machte mein Vater manchmal angesichts verbohrter Betonköpfe, die nur noch ihre Vorurteile sahen. Oft nicht ‘mal in der Lage waren zu verstehen, dass sie Vorurteile hegten – und anwendeten.

Egal, wohin man auf der Welt auch geht – man wird immer wieder Vorurteilen begegnen; Ostfriesen gelten in Deutschland als merkwürdig, ohne es zu sein. Bayern gelten als sturköpfig und teils begriffsstutzig, ohne es zu sein. Schwaben gelten als naiv und etwas weltfremd, ohne es zu sein. Rheinländer gelten als oberflächlich und das ganze Jahr lang im Faschingsfieber – ohne es zu sein. Berliner… Sachsen… …

Der Himmel ist überall blau. Oder auch: “Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte.”

Es bedeutet, dass Menschen niemals eine homogene Masse bilden; es mag Tendenzen geben, aber oftmals sind sie so überdeckt von regionalen, schichtenspezifischen und familiären Prägungen, dass es eigentlich unmöglich ist, jemanden zuerst nach seiner Nationalität – oder auch nur seiner Region – erschöpfend einzuordnen oder gar zu beurteilen.

Eine einfache Übung ist diese:
Man schaue sich an, wie allgemeine Aussagen und Vorurteile über die eigene Region oder Nationalität oder Kultur lauten – und schaue dann, ob man sich damit auch nur marginal identifizieren kann…

Genauso (un)wahrscheinlich ist nämlich die Übereinstimmung anderer Menschen mit den Vorurteilen, die es über sie gibt.

Das gilt für mancherlei Gruppen und Gruppierungen – im Guten wie im Schlechten; nur weil eine Gruppe sich daneben benimmt, heißt es nicht, dass alle anderen dieser Provenienz ebenso sind.

Und nicht zuletzt gilt das für das Vorurteil, das es Singelfrauen gegenüber gibt: Sie seien leichtlebig und im Grunde leichte Beute…

Um Menschen zu beurteilen, sind drei Dinge wesentlich: Menschenkenntnis. Weitblick. Weltoffenheit. Denn: „Menschenkenntnis kommt von ‚Menschen‘ und ‚kennen‘.“