In der Bibel gibt es sie, im Leben genauso: Menschen, denen Prestige wichtiger ist, als die Wahrheit. Die alles tun, um sich im rechten Licht zu präsentieren – und die im Zweifel gnadenlos auf diejenigen losgehen, die ein wenig anders sind. Die nicht mit den Wölfen heulen, sondern manchmal wohl einfach echte ‚Lämmer‘ sind…
Wahrheitsliebe wird gepredigt, fromm danach genickt. Aber sie wird nicht gelebt.
„Nimm Dein Kreuz auf Dich und folge mir nach“ – es ist genau das, nämlich eine (christliche) Herausforderung, den guten Grundsätzen nachzufolgen.
Je nach Umfeld sind die Grundsätze aber eben nur für den ‚Hausgebrauch‘, für das Wochenende, den Feierabend gedacht.
Mut bedeutet eben auch, es trotzdem zu tun. Immer wieder. Denn es nützt nichts, wenn man es nicht tut: Am Ende eines Tages – oder wenn eines Tages das Ende kommt: Hauptsache gut und im Auge der Welt ‚reich‘ gelebt, dem ‚Mainstream‘ gefolgt?
Hauptsache, gut und mehr Freude tragend gelebt. Jeden Tag.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
(Matthäus, 7,3; Jerusalemer Bibel, 1968, 9. Auflage, 1976)
Selbstachtung ist wie ein Felsen. Selbstachtung hilft, die Dinge in Perspektive zu rücken. Sie kann heilend wirken, weil sie der Seele, dem Fühlen und Denken, Kraft gibt. Sie kann zu mehr Frieden in der Welt führen, weil sie uns hilft, uns selbst freundlich zu behandeln und darum auch anderen freundlich zu begegnen.
Dies ist der wunderbare Text von Virginia Satir zum Thema:
Ich bin ich selbst.
Es gibt auf der ganzen Welt keinen, der mir vollkommen gleich ist. Es gibt Menschen die in manchem sind wie ich, aber niemand ist in allem wie ich. Deshalb ist alles, was von mir kommt, original mein; ich habe es gewählt. Alles, was Teil meines Selbst ist, gehört mir — mein Körper und alles, was er tut, mein Geist und meine Seele mit allen dazugehörigen Gedanken und Ideen, meine Augen und alle Bilder, die sie aufnehmen, meine Gefühle, gleich welcher Art: Ärger, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung, Erregung; mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen, höflich, liebevoll oder barsch, richtig oder falsch, meine Stimme, laut oder sanft, und alles, was ich tue in Beziehung zu anderen und zu mir selbst.
Mir gehören meine Fantasien, meine Träume, meine Hoffnungen und meine Ängste. Mir gehören alle meine Siege und Erfolge, all mein Versagen und meine Fehler.
Weil alles, was zu mir gehört mein Besitz ist, kann ich mit allem zutiefst vertraut werden. Wenn ich das werde, kann ich mich liebhaben und kann mit allem, was zu mir gehört, freundlich umgehen. Und dann kann ich möglich machen, daß alle Teile meiner selbst zu meinem Besten zusammenarbeiten.
Ich weiß, daß es manches an mir gibt, was mich verwirrt, und manches, was mir gar nicht bewußt ist. Aber so lange ich liebevoll und freundlich mit mir selbst umgehe, kann ich mutig und voll Hoffnung darangehen, Wege durch die Wirrnis zu finden und Neues an mir selbst zu entdecken
Wie immer ich in einem Augenblick aussehe und mich anhöre, was ich sage und tue, das bin ich. Es ist original (authentisch) und zeigt, wo ich in diesem einen Augenblick stehe.
Wenn ich später überdenke, wie ich aussah und mich anhörte, was ich sagte und tat, und wie ich gedacht und gefühlt habe, werde ich vielleicht bei manchem feststellen, daß es nicht ganz paßte. Ich kann dann das aufgeben, was nicht passend ist, und behalten, was sich als passend erwies, und ich erfinde etwas Neues für das was ich aufgegeben habe.
Ich kann sehen, hören, fühlen, denken, reden und handeln. Ich habe damit das Werkzeug, das mir hilft zu überlegen, anderen Menschen nahe zu sein, produktiv zu sein und die Welt mit ihren Menschen und Dingen um mich herum zu begreifen und zu ordnen.
Ich gehöre mir, und deshalb kann ich mich lenken und bestimmen. Ich bin Ich, und ich bin o. k.
(Virginia Satir, Selbstwert und Kommunikation, 7. Auflage, 1987)
Es sind keine leichten Zeiten: Krieg in Europa, die USA und Russland in konstantem Kräftemessen, Inflation soweit das Auge reicht; Rechtspopulisten die immer wieder ihre hässlichen Fratzen erheben, sei es in den USA, Brasilien, Italien, oder sonstwo… Flutkatastrophen und Umweltzerstörung, die apokalyptisch dargestellt wird. Da soll man noch „einen Glauben haben“?
Ja, jetzt erst recht! Denn ob politisch oder gesellschaftlich: Wenn gute Menschen, denen Werte von Gemeinschaft, Rücksicht und Respekt wichtig sind, die Herz und Verstand haben, das Handtuch werfen, dann fehlt das Gegengewicht: Wenn wir in die Geschichte schauen, hat es immer wieder Zeiten gegeben, in denen Kriege und Katastrophen das Leben schwer machten.
Was hilft im Alltag? Ich lebe in Mitteleuropa und in einer Gegend, die weitestgehend verschont wird von schweren Katastrophen, mit medizinischer Versorgung, die zu den besten der Welt gehört, mit einem Beruf, den ich gerne ausübe, und der mir erlaubt, Hobbies nachzugehen, mich weiter zu bilden, auf meine Gesundheit zu achten.
Auch mein Leben war gut gefüllt mit Krisen und Kümmernissen. Ich habe Manches gelernt dazu, wie man damit umgehen kann, auch in der Tradition der Region und Familie aus der ich stamme, dass Selbstverantwortung und Bildung zentral sind für „mens sana in corpore sano“. Den gesunden Geist in einem gesunden Körper.
Ein bekannter deutscher Medizinkabarettist, Dr. v. Hirschhausen hat es einmal sehr treffend so formuliert: „Wenn ich schlechte Laune habe, frage ich mich zunächst 5 Dinge: Wann habe ich zuletzt gegessen? Wann habe ich mich zuletzt unter freiem Himmel bewegt? Wann habe ich zuletzt geschlafen, mit wem, und warum?“
Warum hat er recht? Weil das die absoluten Grundlagen sind, um gute Laune zu fördern, erst recht wenn das Leben schwer ist: Ausreichend Schlaf, ein gleichmäßiger Blutzuckerspiegel, der angemessen, nicht zu niedrig sein sollte, und die Frage, mit wem ich meine Tage (und Nächte) verbringe.
Ansonsten hilft, hier erst einmal verkürzt zusammen gefasst:
Auf negative Gedankenmuster achten und ihnen entgegenwirken: Je nach Herkommen neigen Menschen durchaus dazu, mit sich selbst hart ins Gericht zu gehen. Das bewusst zu machen und konkret individuelle, positive Ideen und Gedanken entgegensetzen, hilft.
Tatsächlich, in die Natur, ins Freie gehen und einfach dort gehen, schauen, hilft, die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Den manchmal schweren Bildern im Kopf leichtere, schönere entgegen setzen.
Mir helfen Yoga und Atemmeditation nach Thich Nhat Hanh.
Schwere Gefühle und Gedanken nicht verleugnen, sie entfalten dann ihre eigene Sprengkraft. Sondern produktiv damit umgehen.
Hier herum wissen, man ist nicht allein: Es gibt Menschen, die professionell helfen können.
Freunde und Familie um sich scharen – oder halten.
Den Kalender nutzen: Alles, was nicht heute oder morgen sein muss, steht darin. Um das andere kann man/frau sich zur gegebenen Zeit kümmern.
Dies können nur Anregungen sein!
Ich bin gegen jede Art von Drogenkonsum und möchte hier ganz klar machen, dass Drogen kein Weg sind. In keiner Form. Es gibt wunderbare und auf die Dauer wirksamere und gesündere Methoden, schwere Zeiten zu meistern.
Ich habe viel Zeit gehabt, Sprüche und Ideen zu sammeln, die helfen. Eine ganze Reihe finden sich hier auf meiner kleinen Webseite. Ich bin vielleicht zufällig sehr gut ausgestattet mit Hintergrundwissen und in der glücklichen Lage, durch viele Kontakte und Erfahrungen eine Basis aus Werten und Maßstäben aufgebaut haben zu können, die mir hilft.
Ein für mich zentraler Spruch dazu lautet auch:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
In jedem Fall: Es gibt viele Wege, die uns helfen, wachsam zu sein, unseren (hoffentlich demokratisch gewählten) Politikern auf die Finger zu schauen – und den Kopf auch in schweren Zeiten oben zu behalten – Tag für Tag.
Seit vielen Jahren weiß ich, was schwere Zeiten sind. Dies ist nicht mein erster Beitrag dazu. Es gibt Forscher, die sich in Psychologie, Philosophie und Medizin damit befassen, wie Menschen Krisenzeiten bewältigen können.
Eines ist auch wahr: „Was uns nicht umbringt, macht uns härter.“
Es kommt dann darauf an, wie man mit der Erfahrung oder den Erfahrungen umgeht:
„Härter“ gegen sich selbst oder andere werden?
Oder „widerstandsfähig“?
Ich optiere für „widerstandsfähig“. Es bedeutet nämlich, ganzheitlich zu betrachten, wie Seele und Körper zusammen gehören – und wann es Zeit ist:
die Seele baumeln zu lassen.
Denn so, wie der Körper Pflege braucht – so braucht auch unsere Seele Pausen – und ‚Pflege‘. Das macht sie ‚geschmeidig‘, verständnisvoll – und widerstandsfähig.
„Das Leben ist hart aber ungerecht“ lautet ein bitterer Spruch. Das ist wohl wahr. Nicht jeder Mensch wird mit dem goldenen Löffel im Mund geboren… Viele müssen durch harte Zeiten, teils viel schwerere, als ich sie schon kennen lernen musste. Etwa nach Naturkatastrophen, wenn große Teile der Familie sterben; das Hab und Gut innerhalb von Stunden in Feuer oder Wasser versinkt… Dann nicht zu verzweifeln, kann viel Kraft kosten.
Aber auch in den Situationen, die weniger dramatisch scheinen und doch so fundamental sein können, sind ‚Lichter‘ im ‚Dunkel‘ wichtig.
Ganz entscheidend kann die Perspektive sein: „Wer alles recht tut, hat wohl getan – und wird durch ein gutes Leben belohnt.“ Dies ist oftmals – vor allem im Westen – eine unausgesprochene Prämisse.
Sie geht aber am wirklichen Leben vorbei.
Deshalb ist es so wichtig, an diese Dinge zu denken:
Wir sind oft nicht für unser ‚Unglück‘ verantwortlich! Viel öfter, als man wahr haben will, ist es eine Frage des Glücks, was uns ‚aufgetischt‘ wird – und was wir dann tun können.
Mit sich selbst gedanklich freundlich sein!
Die Gedanken, die uns bewegen, wenn etwas schief geht – abhängig auch von Kultur und Hintergrund – können sehr negativ geraten:
„Wie konnte das passieren? Warum? Was habe ich falsch gemacht? Wann, wie, was?“
Wir können lernen, uns selbst wie gute Freunde zu behandeln.
Bei den richtigen Menschen Rat und Unterstützung holen!
Es gibt Menschen, mit denen lässt sich nicht über Schicksalsschläge sprechen, weil sie an die o.g. Prämisse von der Selbstverantwortung glauben – und glauben wollen. Mit solchen redet man am besten nur noch über das Wetter…
Sogenannte ‚Seelenpflege‘ lernen: Sie ist analog zur ‚Körperpflege‘ etwa das, was wir bei Schnittwunden tun: Wie kleben ein Pflaster auf. Auch die Seele braucht Heilung und Pflege der Verletzungen, die wir erleben.
Die kleinen Dinge des Lebens, die freundlich-positive Sicht auf uns selbst und gute, verständnisvolle Menschen an unserer Seite helfen durch den Tunnel, an dessen Ende das Licht steht.