„Das Andere anders sein lassen“ – Einfalt? oder Vielfalt…

Bild aus Asterix-Heft, Band 21; ©DELTA Verlag, Stuttgart (dt. Fassung)
Asterix: „Das Geschenk Cäsars“ – Reaktion auf Neuankömmlinge – ©DELTA Verlag Stuttgart

„Wat de Buer nich‘ kennt, dat fret er nich‘.“ Ein Spruch aus meinen norddeutschen Wurzeln, in Plattdeutsch: „Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht.“ Er fasst ganz schön zusammen, woher Ablehnung des Anderen meist kommt: Aus dem ‚Fremdeln‘. Kinder kennen es schon als Reaktion, kluge Eltern versuchen, das klug zu erziehen: Ein fremder Mensch ist nicht problematisch – nur anders.

Menschheitsgeschichtlich ist es nicht überraschend, dass „das Andere“ zunächst abgelehnt wird: Das Andere ist  eine Abweichung vom Altbekannten, und deshalb potentiell gefährlich. Nicht nur Menschen, auch manche Tierarten kennen das als Reaktion. Andersartige Ausprägungen werden teils sogar ausgestoßen oder gar getötet.

Aber es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied zwischen Menschen und Tieren: Menschen können denken.

Sie können ihren Verstand und die Sprache gebrauchen, um zu kommunizieren, zu verstehen – und neue Ideen zu entwickeln oder Wege zu gehen.

Die Einfalt ist ein schönes Wort, denn es bedeutet hier zweierlei: Das „Einfältige“, ein Verstand, der durch wenig komplexe Ideen gebildet wurde und daher nicht gut geschult ist, Neues zu begreifen.
Außerdem:  „Einseitigkeit“, anstelle von Variationen oder verschiedenen Ausprägungen das ewig gleiche, bekannte.

Es ist in den Sozialwissenschaften ein bekanntes Phänomen:

Kulturen, die sich abschotten, gehen unter.

Es gibt dazu eine Reihe von Beispielen in der Geschichte, überall auf der Welt.

Interessant ist auch das Phänomen, dass bei Wahlen rechtspopulistische Parteien mit verhetzenden, fremdenfeindlichen Parolen immer in solchen Gegenden hohe Wahlergebnisse erzielen, in denen überhaupt keine Ausländer leben oder bisher gelebt haben.

‚Kennen‘ lernen – ist der Schlüssel zu Weltoffenheit und Toleranz.

Neue Ideen, Innovationen, werden aus dem Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Eindrücke geformt.

Wer sich öffnet und Andersartiges zulässt, behutsam aufeinander zugeht, erfährt den ganzen Reichtum der Vielfalt.

Bild vom versöhnenden Festmahl mit allen, Asterix-Heft Band 21, ©DELTA Verlag Stuttgart
Asterix: „Das Geschenk Cäsars“ – Versöhnendes Festmahl, ©DELTA Verlag Stuttgart

 

Hamid Abdel-Samad – Aufklärung – Gedankenfreiheit – Klarheit

Ich bin als Christin aufgewachsen, im Geist der Aufklärung nach Kant und der deutschen Geistesgeschichte seit dem 18. Jahrhundert. Im Zentrum steht außerdem der Humanismus mit seinem Bildungs- und Erziehungsideal.

Dazu gehört auch die Idee, sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Früh im Leben bin ich auf Fremdenfeindlichkeit aufmerksam geworden. Auf die zerstörerische Kraft, die zugrundeliegende Unsicherheit haben kann, wenn sie sich zur ‚Eigenbestärkung‘ als Ablehnung des ‚Anderen‘ zeigt.

Darum ist es mir immer wieder ein Anliegen, Klarheit der Gedanken und Verständigung anzustreben, die Selbstvertrauen und Erkenntnis fördern. Auch Hamed Abdel-Samad verfolgt dieses Ziel:
Offenheit in persönlicher Freiheit im Geist des Humanismus und der Aufklärung.

phoenix persönlich: Hamed Abdel-Samad zu Gast bei Alfred Schier

„Islam und Islamismus ist wie Alkohol und Alkoholismus: Es kommt auf die Dosis an.“ (Zitat Abdel-Samad)

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ (Immanuel Kant)

„Es gibt keine fremden Menschen. Es gibt nur Menschen, mit denen wir uns noch nicht unterhalten haben.“ (Großmutter Abdel-Samads)

Anmerkung / Randnotiz:
Es ist so wichtig, sich bewusst zu machen, dass die religiösen Schriften oder Bücher der Religionen dem Großteil einer Gemeinschaft / Gemeinde sehr selten genau genug bekannt sind. So können Einzelne, die evtl. auch vorgeben, sie zu kennen, sie einfach missbrauchen.

Wer die Bibel oder den Koran liest, oder die Thora, wird immer auch Stellen finden, die aus Sicht der heutigen, bürgerlichen Zivilgesellschaften erschreckend sind.
Ob die Ideen von Krieg oder Vergeltung, vor allem im alten Testament, etwa. Oder die Aussage in der Bibel, „die Frau schweige in der Gemeinde“…
Ideen zu Gehorsam oder Prügelstrafe. Und andere.

Es muss immer wieder klar sein und werden, dass Menschen zunächst keine „Masse“ sind, homogen und furchtbar.  Sondern dass es fehlgeleitete Menschen gibt, die nach Macht und / oder Geld gieren und deswegen zu wirklich allem bereit sind. Egal in welchem Teil der Welt.

Mir persönlich geht es nicht um eine Religion mehr als eine andere.
Sondern um Klarheit, Gerechtigkeit und den Weg zu mehr Frieden durch Verständigung und Verstehen.