Märchen und Geschichten sind wahre Schätze an Lebensweisheit ‒ wenn man sie zu deuten weiß. Denn natürlich geht es nicht immer wirklich um einen ‚bösen Wolf‘. Oder eine Großmutter, die gefressen wird. Sondern um Menschen und ihre Konflikte oder – Missverständnisse.
Durch mein Vorwissen mit Jurist, Sozialwissenschaftlerin und ‚Coach‘ in der Familie – einer Unmenge von Literatur sowie Fachbüchern – das ist fast eine mittelgroße Bibliothek, insgesamt, in einem schon reifen Leben – ist mir kaum etwas Menschliches fremd.
Was leicht passieren kann, uns allen: Etwas passiert – und wir fragen uns, wie es gemeint war.
War es der Wolf? Oder doch nur das Schaf, das den Wolfspelz anzuhaben schien?
Wenn man sich noch kennen lernt, dann ist es besonders leicht, sich misszuverstehen. Das kann zu Aufregung und Unruhe führen. Aber auch Klärung, denn:
Ich denke, wichtig ist, im Gespräch zu bleiben. Mündlich oder schriftlich.
Denn wenn wir einen Wolf sehen, wo ein Schaf ist, ist das schade. Es gibt viel mehr freundliche und gütige Menschen auf der Welt, als man angesichts der Nachrichten denken könnte.
Das sind die Dinge, die das Leben (auch) lebenswert machen: Begegnungen.
Collage von Bildern in Deutschland, Dresden, Hamburg, Elbsandsteingebirge und Sylt
Wenn wir jammern, dann, weil wir eine Vorstellung davon haben, wie es sein sollte. Hätte sein sollen. Sein müsste oder könnte. Also, ein Bild im Kopf – oder viele Bilder davon, was wir eigentlich glauben, verdient zu haben. Nicht die Pampelmuse, die süß-bitter ist…oder?
Das Paradies…natürlich. Denn darunter machen wir es nicht. Oder?
Ich bin Deutsche von Geburt und Erziehung, bin in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Was mir aber nach fast 11 Jahren im europäischen Ausland auffällt: Die Stimmung ist so schlecht, wie noch nie, seit ich denken kann. Wohin ich schaue, Nachrichten fast aller Sender, der Tageszeitungen, Mitmenschen, mit denen ich spreche und Online-Quellen, soweit ich sie nutze:
Überall herrscht die Überzeugung, dass es nur schlimmer werden könne; dass es jetzt schon arg sei; und natürlich, auf allen Kanälen ist die sog. Flüchtlingsproblematik ein hochgehandeltes Thema. Migration als zentrales Problem, das dringend einer Lösung bedürfe.
„Überfremdung?“
Hatten wir das alles nicht schonmal? Waren da nicht schonmal geld- und machtgierige Menschen, die eine „Botschaft“ mit Flammen vor sich her zu tragen schienen?
„Deutschland erwache…?“ Das war einer der zu grausigen Taten verführenden Sprüche.
Alle Muster des Populismus wiederholen sich.
Das ist auch ein Trost: Erkenntnis und Verstehen wird möglich, wenn wir in Geschichte und menschlichen Geschichten die sich wiederholenden Muster erkennen:
Denn die Muster helfen, zu erkennen, was sich ähnelt. Was schonmal dazu geführt hat, dass Menschen sich in Hass und Verachtung gegenseitig die Köpfe einschlugen. Und Schlimmeres.
Wer mehr verstehen und erkennen will, der schaue in die Geschichte, sogar die jüngere seit dem zweiten Weltkrieg zeigt diese wiederkehrenden Muster.
Der beste Grundsatz, das beste Maß, das mir als Maßstab einfällt, stammt aus dem Buddhismus:
Leiden vermeiden.
Wenn wir uns die Zeit nehmen, nachzudenken, über das was vor uns liegt; Lösungen zu versuchen, dann werden wir nicht nur über das Jammern hinaus gelangen.
Sondern in der Gemeinsamkeit mit anderen Menschen mehr Lachen, mehr Freude und mehr Frieden finden. Und die Kraft, uns all jenen entgegen zu stellen, die uns Angst, Feigheit, Menschenfeindlichkeit und Hass einreden wollen.
Leiden vermeiden.
Frieden leben. Jetzt. Hier.
Seehund auf Helgoland (Bild lizenziert über Adobe CC)
Der Zauber des Anfangs: Hesse hat es in einem Gedicht so formuliert. Anfang ist eine Phase im Leben, die uns begegnet, wenn wir eine neue Arbeitsstelle antreten. Oder umziehen. Oder eine wichtige Prüfung abgeschlossen haben und eine neue Phase im Leben oder der Bildung beginnen.
Sich gegenseitig kennen lernen liegt darin. Sich zurecht finden.
Und wer schon oft neu angefangen hat, kennt die Dinge oft wie ’seine Westentasche‘, ist vertraut mit Grundlagen, ohne dass lange geredet werden müsste.
Im menschlichen Leben geht es um „Sachfragen“ und „Emotionen“: Wie etwas sich verhält und was wir dazu empfinden, ist nicht immer gleich.
Aber ohne Emotionen wären wir keine vollständigen Menschen. Wir wären unfähig, uns zu entscheiden, denn unsere Vorlieben und Abneigungen entstehen aufgrund von Emotionen.
Das hat auch Daniel Goleman in seinem vielbeachteten Buch zur emotionalen Intelligenz so schön verdeutlicht.
Anfangen ist zauberhaft – und spannend. Wer das weiß, kann damit umgehen und immer wieder Pausen und Ruhephasen einbauen, um die Sachfragen und Emotionen zu verarbeiten.
Wer nicht wählt, trifft auch eine Wahl: Die Falschen zu stärken.
Wählen gehen!
Grundrechte und Demokratie stärken, demokratische Parteien wählen. Die AfD ist keine Alternative: Ihre Grundsätze sind demokratiefeindlich und menschenverachtend. Das Verbot wird seit Jahren öffentlich diskutiert.
Unser Land hat ein Morgen – und ein Übermorgen! Es gibt viel zu tun – aber wir haben auch viel geschafft! Im Vergleich stehen wir immer wieder an den Spitzen.
Not tut sorgfältige Verteilung der Budgets – und Investieren, in die Zukunft, Infrastruktur und nachhaltige Energiegewinnung!
Am 23. Februar haben wir 2 Stimmen! Jede Stimme zählt, denn unsere Demokratie funktioniert!
In einigen Tagen jährt sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 zum 80. Mal. Als Deutsche habe ich einen großen Teil meiner Jugend und frühen Erwachsenenlebens mit der Idee gehadert: “Deutsche sind in besonderer Weise veranlagt und nur deshalb konnte all das Grauen des Dritten Reiches geschehen.”
Ich weiß heute, dass es anders ist: Menschen neigen unter bestimmten Umständen in aller Welt zu Grausamkeit und Gewalt. Zu grauenhaften Ausschreitungen der Folter und des Mordes an anderen Menschen.
Es gab erstmals in der Geschichte eine besonders akribische Dokumentation des Mordes in großen Mengen. Aber alles andere ist tragischer Weise ein Muster menschlichen Verhaltens, das sich wiederholt.
Weil Muster sich wiederholen, können wir lernen!
Weil sie sich wiederholen, können wir mit Verantwortung und wachem Geist die Muster erkennen und frühzeitig den erneuten Anfängen wehren!
Die Muster sind vor allem diese:
Die wirtschaftlichen Gegebenheiten werden für große Mengen von Menschen schwer.
Es gibt politische Parteien und Organisationen, die das ausnutzen, indem sie simple Falschheiten verbreiten, um Menschen zu verführen: Rechtspopulisten.
Es gibt Ausbildung zu Gewalt in Organisationen, die Krieg ermöglichen sollen: Auch in Kriegszeiten zeigen sich Folterungen und Misshandlungen in großer Zahl, durch solche Seelen der beteiligten Menschen, die zum Töten abgerichtet werden!
Die Haltung in Teilen der Völker, die dazu erzieht, abgebrüht zu sein, ‘cool’, unsensibel und immer souverän – sie ist ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens, mit dem Gewalt und Grausamkeit ermöglicht werden – und zugleich vorab abgesegnet.
Denn wie soll denn Mord und Gewalt verdammt werden, wenn zugleich Massenmord im Krieg plötzlich ‘richtig’ wird?
Die oben erwähnten Parteien, denen an Macht gelegen ist, bekommen die Gelegenheit, an einer Regierung beteiligt zu werden und dadurch Macht zu erlangen.
Wir müssen nicht unsere Köpfe senken, uns als Deutsche schuldig fühlen, die besonders anders seien – sondern wissen, dass Denken und Dichten und Aufklärung eine lange Tradition haben, die Offenheit und Gemeinschaft möglich machen können.
Grenzen setzen all jenen, die (noch) nicht verstehen – sich aufrichten können, um die Arme zur Umarmung ausstrecken zu können. Aufklärung und Mitgefühl sind wichtig.
Das Beachten der historischen Muster, die uns jeden Tag helfen, auch politisch Grenzen zu setzen und Bewusstsein zu schaffen und zu erhalten.
Sehr wichtig ist für Menschen, dass sie sich anderen ebenbürtig fühlen können.
Als Mensch!
Unabhängig von Bildung, Einkommen, Hautfarbe oder Religion.
Das fehlt manchen Menschen. Und auch das überall.
Das kann traurig sein.
Manchmal hat es schreckliche Konsequenzen.
Manches ist für das Leben universell.
Auch ausgedrückt mit: „Die Sonne bescheint Gerechte und Ungerechte.“
Selbstwertgefühl ist kein Schicksal. Selbstwertgefühl wird uns durch Erziehung und Gesellschaftskultur vermittelt.
Angemessenes Selbstwertgefühl in einer Gemeinschaft kann aufgebaut werden, in jedem Alter. Ob Erwachsene oder Kinder – manchmal braucht das Unterstützung und Ideen von außen.
Denn nur wer sich aufrichten kann, hat die Arme frei zum Umarmen.
Seit es Rechtspopulisten vom Schlage einer Dr. Weidel oder eines Mr. Trump oder eines Adolf Hitler gibt – spätestens seitdem haben sich die Muster nicht geändert:
Wenn es schwere Zeiten gibt, wer ist schuld? Die ‚Fremden‘, die Anderen, die Juden.
Wer rettet die Welt? “Wir, die ‚Richtigen‘, die Amerikaner, die Deutschen, die aufrechten Nationalisten.”
Das sind die ewig gleichen Botschaften: Es wird mit dem Finger gezeigt, es wird Schuld zugewiesen, gehetzt und politische Gegner lächerlich gemacht.
Um Stimmen zu sammeln! Mehrheiten. Denn die Demokratie lebt davon: Wer mehr Stimmen sammelt, der ist zum Schluss “Gewinner”.
Wirklich?
Lassen wir uns nichts vormachen! Wer Menschen verteufelt, indem er sie unschuldig in Länder abschiebt, die gefährlich sind, der macht mit: An der Zerstörung der Demokratie, die auf den Menschenrechten für alle beruht.
Wer ausgrenzt und Gräben aufreißt, wo keine sein müssen – wer Angst schürt, um Macht zu gewinnen – der macht mit:
Die Demokratie in Gefahr zu bringen und eine Diktatur zu errichten, die wie George Orwells “1984“ oder Aldous Huxleys ”Brave New World“ anmutet:
Kontrolle rund um die Uhr, eine Meinung, eine Sichtweise; eine Lebensform.
Wir hatten das schonmal, nicht nur hier, aber auch und gerade in Deutschland.
Nein zu Diktatur, Extremismus und Menschenverachtung!
Ja zu Investitionen, ob in Bildung, Gesundheitswesen oder nachhaltige Energien!
Ja zu offenen, gebildeten Hirnen und Herzen und mehr Menschlichkeit!
Wieder ein Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt. Wieder ein Gefährt. Wieder riesige Medienöffentlichkeit.
Ja, wir brauchen die Medien. Wir brauchen Pressefreiheit.
Aber Medien müssen „Auflage machen“. Also müssen sie Sensationen „ausschlachten“. ‚They are milking it.‘
Das ist das Problem bei manchen dieser gruseligen Taten: Jemand ahmt nach; steht offenbar, so erste Testergebnisse gestern, unter Drogeneinfluss.
Was theoretisch mildernde Umstände bedeuten könnte. Wenn jemand das evtl. mit Berechnung einsetzt, um eine milde Strafe zu sichern, ist spätestens Untersuchung des Hintergrundes notwendig.
Allerdings ist eines auch wahr: Rechtspopulisten auch und gerade im Zusammenhang mit der AfD und ihren Anhängern sind mitverantwortlich!
Sie nutzen jede nur mögliche Gelegenheit, Menschen aufzuhetzen.
Auch im vergangenen Jahr wurde ein Weihnachtsmarkt genutzt, um Öffentlichkeit zu erzeugen.
Angst und Hass zu schüren und dadurch im Zweifel sogar mögliche Terroristen einmal mehr in den Fokus zu rücken – und daraus politisches Kapital zu schlagen!
Lassen wir uns nicht verleiten! Nicht zu voreiligen Schlüssen, nicht zu „Schnellschüssen“ – erst recht nicht zu ‚Kurzschlüssen‘!
Unser Land hat eine lange Tradition von Aufklärung und humanistischer Kultur zu bieten!
Sie hat Platz für Großmut und Vielseitigkeit. Erst recht, wenn die wieder einmal sehr ungerechte Verteilung von Kapital und Wirtschaftsmitteln besteht. In einer Zeit der Krise.
Migration und andere Kulturen sind auch Quellen des Wohlstands – keine Bedrohung! Erst recht in diesen Zeiten, wo der Nachwuchs ausbleibt und künftige Rentensysteme fraglich sind.
Krisen sind Zeiten zum Zusammenstehen, der Solidarität. Nicht der Feindschaft. Zusammenhalten, über Kulturgrenzen hinweg, mit Offenheit und Besonnenheit.