Die französische Revolution fand Ende des 18. Jhdts. statt, genau: 1789. Die drei Grundideen, die sie den westlichen Demokratien bis heute als Gerüst mitgegeben hat, lauten „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“.
Freiheit und Brüderlichkeit lassen sich offenbar einfacher erklären, als das Prinzip der Gleichheit. Ich habe immer wieder erlebt, dass man es mit „Gleichförmigkeit“ oder auch „Angepasstheit“ verwechselt.
„Gleichheit“ meint aber die Geltung der ‚Glieder‘, der Mitglieder einer Demokratie, vor dem Gesetz. Ebenbürtigkeit.
Gleichheit im Sinne zu verstehen und umzusetzen, wie es auch in der Zeit des Nationalsozialismus umgesetzt wurde, als „Gleichschaltung“, ist ein Trugschluss. Sie führt zu Katastrophen, auf die Dauer. Zu Diktatur, Unterordnung und – Stillstand.
Denn wo neue Ideen und andere Umgangsformen – im Rahmen der Gesetze – abgelehnt werden, kehrt Stillstand ein. Gleichmut. Gleichmut ist gleich zu setzen mit Gleichgültigkeit.
Gleichgültigkeit endet in tumber Gleichmacherei. Abweichungen werden nicht nur nicht geduldet – sondern sogar verfolgt.
Erkenntnis und Mut zur Andersartigkeit – Pluralität – sind nachweislich Wege zu Fortschritt, Entwicklung und – Innovation.
Manchmal braucht das Mut. Aber:
Mut ist eben auch nicht, keine Angst zu haben. Sondern (manchmal) Angst zu haben – und trotzdem zu tun, was nötig oder wichtig ist.
Die Toleranz ist tatsächlich kein leichtes Thema. Dass sie erst in der Neuzeit definiert wurde, ist nicht verwunderlich: Sie gehört wohl eigentlich integral zur bürgerlichen Gesellschaft: Demokratie, das ‚Herrschen einer Gruppe‘ statt eines Einzelnen kann nur dadurch gerechtfertigt werden:
Der Einzelne zählt.
Die Verschiedenheit ist dabei kein Hinderungsgrund.
Denn sonst würde man zum Herrschen des Einzelnen und des ‚einen Prinzips‘ zurück finden müssen.
Toleranz hieß im Lateinischen ursprünglich ‚erdulden, ertragen‘.
Das kann wichtig sein: etwas auszuhalten, das man nicht mag oder nicht angenehm findet.
Denn ob es religiöse Überzeugungen sind oder politische, etwa das konservative Lager (das ich aushalte 😉 ) oder auch Meinungen, die noch weit ‚rechter‘ davon stehen: Sie sind als Meinung zunächst auszuhalten.
Allerdings sind die Grenzen dann erreicht, wenn grundlegende, als gut erkannte Werte in Gefahr geraten: Das sind die Menschenrechte.
Menschenrechtsverletzende Meinungen dürfen nicht unwidersprochen bleiben.
Taten und Handlungen, die ‚das Andere‘ ausgrenzen und verletzen, müssen auf Grundlage eines bürgerlichen, verlässlichen und bindenden Rechtssystems unterbunden und gegebenenfalls auch geahndet werden.
Toleranz angesichts von Hasspostings oder Verfolgung(en) oder Ausgrenzungen oder physischer oder psychischer Verletzungen — ist nicht ok.
Intoleranz ‚nur‘ aufgrund einer als irritierend oder auch ärgerlich empfundenen Andersartigkeit — ist nicht ok.
Wo Menschen sind, da wird geredet…das war schon immer so. Aber nicht allen ist bewusst, dass dieses Gerede eigentlich nicht immer ernst zu nehmen ist. Solche nehmen für bare Münze, was eben nur Sensationslust darstellt.
Dieser Song von den Ärzten bringt es recht deutlich auf den Punkt. Der Umgang damit kann manchmal schwierig sein. Denn Gerede wird oft auch hinterm Rücken ausgeführt… Um da angemessen zu reagieren, bleibt eigentlich nur:
Würde bewahren.
Allen, die schon Opfer von oberflächlichem Gerede waren, zum Trost: Es gibt auch die anderen, mit Herz und Verstand, die nicht aus lauter Langeweile Mitmenschen verunglimpfen.
Es ist ein Zitat aus der Bibel. Es bedeutet zugleich etwas sehr Einfaches und Fundamentales:
Menschen reden viel, wenn der Tag lang ist.
Oft aus allen möglichen Gründen.
Dabei lassen sich vorab zwei Prinzipien abheben:
Die unabsichtlich oberflächlich oder sogar falsch reden.
Die es absichtlich tun.
Einige Beispiele:
Um die Wahrheit zu verschleiern, weil sie sich ihrer schämen.
Um andere zu manipulieren und sie dorthin zu bewegen, wo sie sie haben möchten.
Um ‚Meinung zu machen‘, etwa in der Politik; oder in der unseriösen Presse, die Meinung nicht von Fakten trennt, weil es ihrer Auflage und somit ihren Einnahmen dient.
Um etwas zu verkaufen.
Es gibt auch solche Menschen, die etwas reden, weil sie es nicht besser verstehen – und dadurch andere ebenso beeinflussen, weil diese es auch nicht besser verstehen.
Man kann also sagen: Wenn man Menschen kennen lernen will, muss man genau das tun: Sie ‚kennen lernen‘. Worte sind auch wichtig – aber sie als das zu erkennen was sie sind – eine persönliche Wahrheit, eine freundliche Höflichkeit, die in manchen Bereichen angebracht ist; oder tatsächlich böswillige Manipulation, ist wichtig – und nicht immer einfach.
Darum gibt es diesen „Spruch“ in der Bibel: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“
Denn alle frommen Sprüche nutzen nichts, wenn sie nicht durch Taten gestützt werden.
Es kann sein, dass unser Erkennen ausgebremst wird durch ein Unwohlsein, oder gar eine persönliche Kränkung, die wir empfinden. Der nächste Schritt ist dann oftmals, mit anderen darüber zu sprechen, ob diese es auch so sehen – weil wir uns im Grunde bestätigt fühlen möchten…
Darüber hinaus zu gehen, zu erkennen, dass wir als Menschen alle unsere empfindlichen Punkte haben – nur nicht alle dieselben, kann helfen.
Ich wurde erzogen im Geiste der Aufklärung nach Kant und dem humanistischen Bildungsideal. Deshalb und aus persönlichen, schmerzvollen Erfahrungen mit Menschen heraus, die Andersdenkende nicht dulden konnten, habe ich mir eine genaue Betrachtungsweise und Bemühen um Wahrheit angeeignet.
Ich denke nach wie vor:
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.
Denn Menschen können nicht immer etwas dafür – aber ihre Aussagen sind nur relativ verlässlich.
Darum ist Geduld und Zeit wichtig – sich annähern durch ‚kennen lernen‘.
Wenn Krieg als einziger Ausweg präsentiert wird, ist es höchste Zeit: Perspektiven zu erweitern.
Seit Jahren wird konsequent die Strategie der „Feindbildpropaganda“ verfolgt. Sie scheint ständig massiver zu werden.
Haben Sie alle vergessen – oder sind Sie zu schlecht ausgebildet bzw. zu jung – um sich an die Lektionen der Geschichte zu erinnern?
Kriege werden in den Medien gewonnen und verloren.
Das erste was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit.
Vielleicht die schlimmste Dummheit, die Menschen begehen können, ist zu glauben, dass ein Krieg einseitig gewonnen werden könnte.
Aber eines ist leider auch sehr wahr: Gewinnen werden die Industrien, die schon in den früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden immer gewonnen haben: Waffenlieferanten und das Baugewerbe sowie deren Zulieferer. Im Wesentlichen. Denn:
Nach einem Krieg, der alles zerstört, ist das Wirtschaftswachstum auf jeden Fall um 80-100 % zu erwarten.
Durch die vielen getöteten Menschen wird dann auch die Arbeitslosigkeit nahe oder komplett der Vollbeschäftigung gewichen sein.
Ich appelliere an die Reste Ihres Anstands und Ihres journalistischen Ehrgefühls: Bleiben Sie der Wahrheit auf der Spur. Hüten Sie sich vor einseitigen Feindbildern.
Joachim Fernau galt mir als ‚umstritten‘. Das schien nicht überraschend. Ich lernte seine Bücher vor mehr als 30 Jahren kennen, in meiner Jugendzeit.
Mein Hintergrund ist literarisch und philosophisch geprägt, mit einem starken Hang zu allem Technischen. Gleichzeitig von einem gefestigten Elternhaus im Sinne der Aufklärung, christlicher Nächstenliebe, und demokratischer Grundordnung der BRD nach dem 2. Weltkrieg, in kritisch-sozialpolitischer Grundhaltung.
Joachim Fernau, so erfahre ich dieser Tage, war leider nationalsozialistisch kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte als propagandistischer Journalist und auch als Kriegsberichterstatter für die Waffen-SS gearbeitet, zwischen 1939-1945.
Das ist eine große Erschütterung für mich.
Ich hatte seine oft konservativen aber doch im Wesentlichen demokratischen Ideen gefunden in allen jenen Büchern, die ich von ihm gut kenne. Das sind nicht alle.
Er ist durchaus Demokratie-kritisch. Aus meiner Sicht, soweit ich seine Bücher kenne, das sind ca. 5-6 an der Zahl, mit guter Begründung. Aber immer und vor allem streicht er die tatsächlichen Hintergründe politischer Aktivitäten heraus. Er stellt Demagogen jeglicher Couleur bloß. Er gibt sich meines Erachtens nicht mit oberflächlichen Erklärungen zufrieden. Und er macht auch deutlich, dass Propaganda immer ein Mittel zum Zweck ist.
Sein Buch zur Geschichte der USA beispielsweise muss mindestens auch im Geist der Zeit interpretiert werden: Pazifismus war in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Europa und auch in Deutschland sehr verbreitet. Konservatismus bzw. reaktionäre Tendenzen in der deutschen Gesellschaft leider auch.
Seine heftige USA-Kritik muss auch vor dem Hintergrund der Zeit gesehen werden: Man kannte damals in breiten Schichten der deutschen Bevölkerung nur das, was in Hollywoodfilmen und in offiziellen Verlautbarungen bekannt wurde: Die USA als Sitz alles Guten und Schönen, Reichtum für jedermann zugänglich… Eine Art Land der Verheißung. Wo Milch und Honig fließen. Kritik daran war nicht vorgesehen. Insofern kann sein Buch als aufklärerisch betrachtet werden. Denn die dunklen Seiten dieser Kultur liegen nunmal bis heute offen, wie Wunden: Die Vergangenheit der Indianerkriege, der Ausrottung ganzer Völker; ihre Unterdrückung in den ‚Reservaten‘. Sklaverei und der daraus resultierende (oder sie begründende…) Rassismus. Waffengesetze und dazugehörige Ideologie, die sogar dazu führen, das ein Sechsjähriger auf seine Lehrerin schießt.
Diese Art Kritik ist für viele Länder angebracht, die diktatorische und imperialistische Geschichte und Gegenwart besitzen. Dazu gehört Russland genauso wie Großbritannien, Spanien oder Frankreich, die Niederlande oder eben Deutschland, um nur einige zu nennen.
Generell sieht man in der Geschichte immer wieder Greueltaten, Kriege zum Wohle weniger und die Verblendung und Verführung bestimmter Menschenmengen (meist der wenig gebildeten Schichten!) zum Nutzen der Reichen und Mächtigen einer Kultur, oder eben der Demagogen, die Macht und Reichtum erst noch erlangen wollen.
Das ist ein wenig verkürzt geschrieben ein Prinzip, dass sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht.
Gott sei Dank, gibt es auch Menschen, denen Nächstenliebe und die Werte der Aufklärung sowie Gemeinschaftssinn eines ursprünglichen ‚demokratischen‘ Sinnes wichtig sind.
Denn erinnern wir uns: Die Demokratie ist als Begriff und Definition aus der griechischen Antike auf uns gekommen – und dort war sie beileibe nicht das, was wir heute darunter verstehen: Wählen konnten nur diejenigen, die Männer eines gewissen Alters waren, Bürger, einen gewissen Wohlstand nachweisen konnten. Weder Frauen noch Sklaven waren Teil dieser Gemeinschaft. Sklaverei war selbstverständlich und angesehen, wer viele Sklaven ‚halten‘ konnte, auch.
Um dies abzuschließen: Joachim Fernau war wie so viele Menschen in halb Europa und manche, die es als (Neo-)Nazis auch in anderen Teilen der Welt bis heute gibt, politisch kein unbeschriebenes Blatt.
Meine Lesart wollte ich hier deutlich machen. Aber auch klären, dass diese Art Vergangenheit alle seiner Schriften mit Vorsicht zu ‚genießen‘ und unter Umständen auch ‚quer‘ lesen lassen muss.
Wir sind nicht ‚frei‘, in keinem Land der Welt, Menschen zu verfolgen und in den Tod zu treiben!
Ob Gegner von Impfaktionen – die zum Schutz der Gemeinschaft absolut sinnvoll sind – oder politische Kleingeister und ewig Gestrige, die nach der ’starken Hand‘ am Kopf des Staates schreien. Ob simple Geister, die bürgerliche Freiheitsrechte falsch verstehen und nach den Verfassungsschützern krähen, wenn sie zu Hause bleiben sollen, weil Krankenfälle exponentiell anwachsen, die Hospitäler überfüllt sind; solche, die ihre eigene ‚Freiheit‘, die Unversehrtheit ihres Körpers einfordern – auf Kosten des medizinischen Personals; und die als erste genau dieses medizinische Personal und die Behandlung einfordern, wenn sie krank werden, schwer krank sogar: All diese und andere, die nicht begreifen, dass eine Gemeinschaft bedeutet:
Gemeinsam sind wir stark!
All diese müssen daran erinnert werden. Drohungen und Gewalt haben nichts mehr mit demokratischer Grundordnung und Freiheitsrechten zu tun. Sondern mit ihrer Gefährdung. Es sind Menschen, die durch das Medium Internet einmal mehr ermuntert werden, Ohnmachtsgefühle und Ressentiments an Stellen und zu Zeiten auszuleben, die immer noch zu oft von Politikern und Demagogen genutzt werden, sich Stimmen und damit Macht zu verschaffen.
Diskutiere nie mit einem Idioten – denn er zieht Dich auf sein Niveau herunter – und schlägt Dich mit Erfahrung.
Kabarett und konkrete Kritik sind Grundfesten einer Demokratie. Sie gehören zu den Grundrechten im Sinne der Meinungs- und Pressefreiheit. Ich schätze die Tatsache sehr, dass ich in einer Region der Welt lebe, in der demokratische Grundordnungen seit über 70 Jahren herrschen und mir die Freiheit geben, ohne Angst an diesem Blog schreiben zu können!
Bildung, Zugang zu Informationen und die Möglichkeit zur Meinungsbildung sowie allgemeine, medizinische Versorgung – bis hin auch zum Schutz eben dieser Demokratie sollte man nicht unterschätzen.
Das Internet und die sogenannten sozialen Medien machen es leichter denn je, sich zu vernetzen mit Menschen gleicher Denkungsart – und das global. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn genauso wie Klugheit sich massenhaft in Millisekundenbruchteilen verbreiten kann, kann das Dummheit auch.
Darum möchte ich alle hier in der Gegend, die kritisieren, dazu ermuntern, gelegentlich inne zu halten und sich dankbar der Tatsache bewusst zu werden, dass dem so ist:
Dass es Polizisten gibt, die sich militanten Demonstranten entgegenstellen, der ewig Rechten angehörig, die glauben, Diktatur sei das bessere Geschäft. Was es für manche der Drahtzieher im Hintergrund tatsächlich wäre.
Dass es medizinisches Personal gibt, das in den Hochzeiten der Pandemie bis weit über den Grad der Erschöpfung hinaus gearbeitet hat, um die überquellenden Krankenstationen und die Patienten zu versorgen. Angesichts eines Krankheitsbildes, das ganz neu war. Und es immer noch vergleichsweise ist.
Dass es Feuerwehren gibt, die mit neuster Technologie oft schon innerhalb Minuten da sind, um Menschen im Feuer und in den Fluten zu helfen, bei Waldbränden ihr Leben riskieren oder bei Unfällen Leben retten.
Dies alles ist nicht selbstverständlich, in sehr vielen Teilen der Welt.
In einem Kabarettprogramm wurde kürzlich einem hohen Politiker Unscheinbarkeit vorgeworfen. Ich denke, das ist wirklich „Jammern auf hohem Niveau“.
Eine Pandemie, hohe Inflation und extrem schwierige weltpolitische Gegebenheiten, Stichwort Russland / USA / China, meistert man vielleicht sogar besser mit weniger Aktionismus. Es gibt momentan wieder neue, weltpolitische Machtspiele. Zugleich leben wir in einer Region der Welt, die seit über 70 Jahren Frieden und Wohlstand kennt, mit demokratischen Freiheiten gesegnet.
Ich denke, in diesen Zeiten lohnt es sich auch, zweimal darüber nachzudenken, was wirklich kritikwürdig ist – und welchen politischen Kräften man mit unbedachter Kritik in die Hände spielt.
Kabarettist Gery Seidl, Selbstverantwortung als Prinzip – Gesucht: ‚Mutbürger‘ mit Hirn (Eins von vielen feinen Beispielen von Kabarett über der Gürtellinie 😊)