„Perspektiven…“ – Jonathan Swift: Die Reise nach Lilliput…


Swift gilt in der englischen Literatur als einer der führenden Köpfe und gehört zum Literaturkanon. Er hat als einer der ersten in der modernen Literatur eine gesellschaftskritische Satire geschrieben, die als ‚verkleideter Reisebericht‘ daher kommt… Dies ist ein Auszug aus dem Ersten Kapitel des ersten Teils, der Reise nach Lilliput:
(Quelle: Gutenberg Projekt, DE, Jonathan Swift, Reise nach Lilliput)

Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Personenkreisen sind gewollt. (Perspektive ist entscheidend für Erkenntnis und Verständnis…)

„[Voraus geht ein Schiffbruch, den die Hauptfigur Lemuel Gulliver mit Mühe überlebt.] Ich legte mich auf das Gras, welches mir kurz und weich zu seyn schien und schlief dann fester, wie jemals in meinem Leben, so viel ich weiß, und wie ich glaube an die neun Stunden. Als ich erwachte, war der Tag angebrochen. Ich versuchte aufzustehn, konnte mich aber nicht bewegen; während ich auf dem Rücken lag, bemerkte ich, daß meine Arme und Beine fest gebunden an dem Boden hafteten. Dasselbe war mit meinen sehr langen und dicken Haaren der Fall. Auch fühlte ich mehrere kleine Binden am ganzen Leibe von den Schulterhöhlen bis zu den Schenkeln. Ich konnte nur aufwärts blicken; die Sonne ward heiß und ihr Licht blendete meine Augen. Ich vernahm ein verwirrtes Geräusch in meiner Nähe; in der Stellung jedoch, die ich einnahm, konnte ich nur den Himmel sehen. Mittlerweile fühlte ich, wie sich etwas auf meinem linken Schenkel bewegte; irgend ein Geschöpf rückte leise vorwärts, und kam über meine Brust bis fast an mein Kinn; ich erkannte in demselben eine Menschengestalt von etwa sechs Zoll Höhe, mit Bogen und Pfeilen in der Hand und mit einem Köcher auf dem Rücken. Zugleich fühlte ich, daß wenigstens noch vierzig derselben Menschengattung dem Ersteren folgten. Ich war äußerst erstaunt und brüllte so laut, daß sie sämmtlich erschrocken fortliefen; Einige, wie ich nachher hörte, beschädigten sich durch den Fall, als sie von meiner
Seite herabspringen wollten. Sie kamen aber bald wieder; Einer von ihnen wagte sich so weit, daß er vollkommen in mein Gesicht blicken konnte, erhob voll Bewunderung seine Hände und Augen und rief mit schallender und deutlicher Stimme: Hekinah Degul. Die Uebrigen wiederholten dieselben Worte mehrere Male; ich konnte damals aber den Sinn derselben noch nicht verstehen.

Der Leser wird wohl vermuthen, daß ich mich in keiner bequemen Lage befand; ich suchte los zu kommen und hatte zuletzt das Glück, die Stricke zu zerreissen oder die Pfähle abzubrechen, woran mein rechter Arm befestigt war. Als ich ihn nun zum Gesicht erhob, bemerkte ich die Art, wie man mich gebunden hatte. Durch einen heftigen Ruck, der mir viel Schmerz verursachte, machte ich die Bande, welche mein Haar auf der rechten Seite hielten, etwas lockerer, so daß ich im Stande war, meinen Kopf zwei Zoll umzuwenden; allein die Geschöpfe liefen noch einmal fort, ehe ich eines derselben ergreifen konnte, worauf ein sehr lauter Ruf von mehreren Stimmen entstand, der aber schnell wieder verhallte. Hierauf hörte ich, wie Einer Tolgo Phonac rief. Sogleich trafen mehr als hundert Pfeile meine linke Hand und prickelten mich wie Nadeln. Außerdem wurde eine andere Salve in die Luft, so wie wir die Bomben in Europa schleudern, geschossen. Ich glaube, eine Menge Pfeile fiel auf meinen Körper, ich habe sie aber nicht gefühlt. Einige richteten ihre Geschosse auf mein Gesicht, das ich sogleich mit der rechten Hand bedeckte. Als dieser Pfeilschauer vorüber war, begann ich aus Gram und wegen meiner Schmerzen zu seufzen; ich suchte mich wieder loszumachen, und erhielt noch eine zweite und größere Salve; Einige suchten mit Speeren in meine Seite zu stechen; zum Glück aber trug ich ein Wamms von Büffelleder, das sie nicht durchbohren konnten. Ich hielt es deßhalb für das Klügste regungslos liegen zu bleiben, bis die Nacht einbräche.

Da meine linke Hand bereits von den Banden gelöst war, konnte ich mich sehr leicht gänzlich befreien, und was die Einwohner betraf, so hegte ich die Ueberzeugung, ihrem größten Heere vollkommen gewachsen zu seyn, wenn alle Soldaten von derselben Größe wären, wie jenes Geschöpf, das ich gesehen. Allein das Glück hatte mir ein andres Loos beschieden. Als die Volksmasse meine Ruhe sah, gab sie mir keine weitere Salve von Pfeilen; aus dem Lärm, den ich vernahm, konnte ich jedoch den Schluß ziehen, daß ihre Anzahl sich vermehrte. Auch vernahm ich, wie man in Entfernung von vier Ellen, meinem rechten Ohre gegenüber, ungefähr eine Stunde lang in der Art polterte, wie es bei beschäftigten Arbeitern der Fall zu seyn pflegt. Deßhalb drehte ich den Kopf nach der Seite hin, so gut es die Stricke und Pfähle erlaubten, und erblickte ein ungefähr anderthalb Fuß hohes Gerüst, welches mit einer oder drei Leitern, um es zu besteigen, versehen, vier jener Eingebornen tragen konnte.“

Solingen – Mitgefühl – Die Folgen

Solingen im Gedenken (Images licensed and Wikimedia Commons)

Persönliche Krisen können das Wahrnehmen anderer, größerer verzögern: Solingen war am Freitag vergangener Woche Schauplatz eines grausamen Anschlags bei einem Volksfest.

Mein Mitgefühl ist bei all jenen, die liebe Angehörige plötzlich durch grausame Umstände an ihrer Seite vermissen müssen.

Gewalt und Gewaltbereitschaft haben Ursachen. Strengere Gesetze sind für Waffen kaum notwendig. Sie sind offenbar illegal leicht im Internet zu erhalten.

Strengere Gesetze zur Asylpolitik wären eine humanitäre Katastrophe!

Ein kluges Zitat eines Kommentatoren der taz lautet, dass Gewaltbereitschaft sowohl im rechten als auch im linken oder eben im islamistischen Lager zu finden ist. Pauschalverurteilungen helfen nicht weiter.

Wir leben in einem Zeitalter der „Newsticker“. Wenn man sich die Nachrichten nach einigen Tagen anschaut, ist die Flut der Texte kaum noch zu bewältigen. Für jemanden, die wie ich seit vielen Jahren das Ordnen und Verarbeiten von Tausenden Seiten Text durch Studium und Beruf gewöhnt ist, ist es machbar. Aber andere?

Die Politik muss nun also reagieren; man verlangt schnelle, eindeutige Reaktionen. Gleichzeitig werden alle in verantwortungsvollen Posten sofort kritisiert, im Grunde egal was sie auch äußern.

Dies ist ein grausame und gemeine Tat. Darüber gibt es keine Zweifel.

Aber in Politik und Rechtsprechung müssen Weitblick und Gerechtigkeit herrschen. Sonst spiegeln sie die ‚Straße‘ – und ihre Attentäter.

Reden lassen

Wo Menschen sind, da wird geredet…das war schon immer so. Aber nicht allen ist bewusst, dass dieses Gerede eigentlich nicht immer ernst zu nehmen ist. Solche nehmen für bare Münze, was eben nur Sensationslust darstellt.

Dieser Song von den Ärzten bringt es recht deutlich auf den Punkt. Der Umgang damit kann manchmal schwierig sein. Denn Gerede wird oft auch hinterm Rücken ausgeführt… Um da angemessen zu reagieren, bleibt eigentlich nur:

Würde bewahren.

Allen, die schon Opfer von oberflächlichem Gerede waren, zum Trost: Es gibt auch die anderen, mit Herz und Verstand, die nicht aus lauter Langeweile Mitmenschen verunglimpfen.

Über die anderen, guten freue ich mich immer.

😊

Privat oder Öffentlich: Statur lässt sich nicht messen

Buddhistische Mönche – Bild pixabay.com, lizenzfrei

Die Geschichte ist voll von ihnen, damals wie heute, Napoleon, Cäsar oder auch Putin: Kleine Männer, die glauben, sich und der Welt beweisen zu müssen, dass sie ‚groß‘ seien.

Es gibt sie auch in kleinerem Umfang im Alltag: Menschen, leider besonders Männer, die einen ‚Keinkrieg‘ beginnen, weil sie annehmen, beleidigt worden zu sein.

Interessant ist auch das Muster, das sich immer wieder beobachten lässt: Es passiert meist in Bezug auf Frauen. Direkt – oder indirekt. Weil man sie beeindrucken will – oder weil man sich in seiner Eitelkeit gekränkt fühlt.

Tragisch wird es, wenn dadurch Menschenleben in Gefahr geraten. Oder gar gnadenlos und gewissenlos in Kriegen geopfert werden.

Es heißt schon in der Bibel:

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

Menschen und Lebewesen – oder Ideen und Dinge? – Toleranz

tiger lying on wooden floor
Wenn Dinge oder Ideen wichtiger werden, als Lebewesen – dann werden im Extremfall Grausamkeiten und Misshandlungen Tür und Tor geöffnet: Dem Ding oder der Idee zu huldigen, ein Leben zu weihen – und dann eines Tages enttäuscht zu werden, weil jemand anderes es nicht als Heiligtum behandelt – führt zu Aggression. Im schlimmsten Fall zu Mord und Totschlag.

In der Geschichte der Menschheit hat es das immer wieder gegeben, ob während Ausschreitungen zu religiösen Orten oder Haltungen – oder das ‚Sammeln von Menschen‘ hinter einer Idee, die anschließend in die Lage versetzt werden, andere für diese Idee zu foltern oder gar zu töten.

Ich denke, dies passiert, weil Menschen die Idee oder das Ding mit ihrer Person gleichsetzen; mit ihrem Stolz, ihrer Selbstachtung.

Wenn dann das Ding oder die Idee angezweifelt werden, empfinden sie dies als persönliche Kränkung, die sie sich minderwertig fühlen lässt.

Darum bin ich der festen Überzeugung, dass zwei Dinge wichtig sind, zu lernen:

    • Eine Idee oder ein Ding ist niemals wichtiger, als die Menschen, die Lebewesen. Allenfalls genauso wichtig.
    • Toleranz: Sie lehrt uns, die Dinge und Ideen von den Menschen getrennt zu betrachten. Auch uns selbst.

Dann wird Frieden und Verzeihung möglich.

Krieg als einziger „Ausweg“? – Offener Brief an Journalisten in Westeuropa

image of globe and its religious symbols with people around it connected by lines

Wenn Krieg als einziger Ausweg präsentiert wird, ist es höchste Zeit: Perspektiven zu erweitern.

Seit Jahren wird konsequent die Strategie der „Feindbildpropaganda“ verfolgt. Sie scheint ständig massiver zu werden.

Haben Sie alle vergessen – oder sind Sie zu schlecht ausgebildet bzw. zu jung – um sich an die Lektionen der Geschichte zu erinnern?

Kriege werden in den Medien gewonnen und verloren.
Das erste was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit.

Vielleicht die schlimmste Dummheit, die Menschen begehen können, ist zu glauben, dass ein Krieg einseitig gewonnen werden könnte.

Aber eines ist leider auch sehr wahr: Gewinnen werden die Industrien, die schon in den früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden immer gewonnen haben: Waffenlieferanten und das Baugewerbe sowie deren Zulieferer. Im Wesentlichen. Denn:
Nach einem Krieg, der alles zerstört, ist das Wirtschaftswachstum auf jeden Fall um 80-100 % zu erwarten.
Durch die vielen getöteten Menschen wird dann auch die Arbeitslosigkeit nahe oder komplett der Vollbeschäftigung gewichen sein.

Ich appelliere an die Reste Ihres Anstands und Ihres journalistischen Ehrgefühls: Bleiben Sie der Wahrheit auf der Spur. Hüten Sie sich vor einseitigen Feindbildern.

Gefühle – Emotionen – Corona – Gefühle ‚Lernen‘

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Gefühle und Emotionen sind in der Psychologie per definitionem nicht dasselbe.
Emotionen werden die 5 Grundempfindungen genannt, die in der Psychologie identifiziert wurden. Sie sind allen Menschen eigen und universal.

Gefühle sind detaillierter und vielschichtiger. Sie sind auch Forschungsgebiete der Sozialwissenschaft und der Anthropologie, bezogen auf Ausdruck und Merkmale in den jeweiligen Kulturen.

Der Umgang mit Gefühlen ist nicht immer einfach: Wir werden als Menschen früh, sehr früh, konditioniert und sozial geprägt. Das ist auch gut so, denn ohne die Prägung der Gesellschaft um uns würden wir an Leib und Seele quasi verkümmern und zu einem Fall werden, wie er in der deutschen Literatur durch den Fall Kaspar Hauser schon im 19. Jahrhundert bekannt wurde.

Geschlecht und Gefühle

Es bedeutet aber auch, dass abhängig von Geschlecht, Machtposition, Alter und Familienstand, sowie Rolle im Alltag bestimmte Gefühle zugelassen sind. Andere nicht.

Das klassische und einleuchtendste Beispiel ist der Unterschied darin, wie Männern und Frauen in westlichen Gesellschaften Wut ‚gestattet‘ ist:

Noch immer gilt die Prämisse, Frauen sollten lieb, anschmiegsam und gefühlvoll, vielleicht auch lächelnd und zugleich sanft und ’nährend‘ sein. Aber die wütende Frau wurde schon im Altertum und in der frühen Neuzeit oft als ‚Furie‘ oder ‚Drachen‘ verunglimpft.

Ein wütender Mann dagegen gilt meist als männlich, durchsetzungsstark und sehr respektabel.

Andersherum ist tragischer Weise Männern Angst als Gefühl nicht gestattet. Das heißt, auch wenn sie diese heftig empfinden, dürfen sie das meist nicht zeigen. In vielen  sozialen und gesellschaftlichen Gruppen werden sie sonst sofort mindestens zeitweise aus der Gruppe isoliert, um nicht zu sagen, ausgestoßen.

Gefühle im ‚Untergrund‘

Die Tatsache, dass Gefühle so stark unterdrückt werden, von Kindheit an, dass ein Mensch diese gar nicht mehr bewusst empfindet, hat Sigmund Freud als erster zu einem großen und anerkannten Teil der psychologischen Forschung gemacht.

Den Umgang mit solchen unterdrückten Gefühlen wieder oder neu zu lernen, könnte ein Schritt auf dem Weg zur Heilung bei Gewalt gegen Frauen sein. Denn Angst und Unsicherheit, die ein Mann gesellschaftlich nicht empfinden darf, obwohl er als Mensch diese auch immer wieder hat, naturgegeben, ist ein Teil der Tragödie von Gewalt gegen und Mord an Frauen.

Manipulation auf Seiten der Unterdrückten

Es sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass es ein anderes klassisches Merkmal des unterdrückten Teils eines oder mehrerer Teile einer Gruppe oder Konstellation (Paar, Familie, Gruppe von Freunden, berufliche Zusammenhänge, u.ä.) ist, dass diese oftmals zu Mitteln der Manipulation verbaler und nonverbaler Art greifen. Das kann leider sehr perfide werden und wird in seiner Wirkung von außenstehenden, ungeschulten Menschen vielfach unterschätzt.

Fazit und Ausblick

Ein Blog-Eintrag wie dieser kann allenfalls einen kurzen Überblick und Eindruck verschaffen.
Er kann weder den Besuch beim Psychologen noch das vertraute Gespräch mit anderen Fachpersonen oder Freunden ersetzen!

Ich bin in der glücklichen Lage, als Frau und junges Mädchen von gebildeten und klugen Eltern erzogen worden zu sein. Sie haben mir nicht nur die ‚Relativität der Geschlechterrollen‘ schon früh nahe gebracht. Ich habe durch weitere Lektüre, Gespräche und Yoga, Jiu-Jitsu (eine Kunst der Selbstverteidigung) und intensive Weiterbildung einen produktiven Umgang mit teils sehr heftigen Gefühlen eines angeborenen, leidenschaftlichen Temperaments gelernt.
Konkret nutze ich beispielsweise bewusst Momente, in denen ich allein bin – oder mich allein wähne – um das zu tun was man landläufig ‚Dampf ablassen‘ nennt. Ob Fluchen oder laut Schimpfen, oder auf’s Kissen klopfen, all‘ das hilft mir, Wut oder gelegentliche Frustration zu kanalisieren.
Ähnlich bei Trauer oder Kummer und dazugehörigem Weinen: Ich kann sie herauslassen, ich habe sie in und mit mir kennen gelernt.
Ich kenne ihre körperlich spürbare Wucht – und ihr ‚Ende‘.

Dadurch kann ich auch immer wieder aus tiefem Herzen lachen!

Denn wenn die Kanäle für bestimmte Gefühle, wie Wut, Trauer oder Angst, verstopft sind, kann auch das Lachen nicht heraus. Oder nicht so gut.

Ein persisches Sprichwort drückt das etwa so aus:

„Wenn der Regen meines Kummers bis zum Saum meines Gewandes getropft ist, kann auch die Sonne wieder scheinen.“