Chefs – Mitarbeiter – Respekt? – *Perspektive* ist der Schlüssel zu Allem


Wie jemand etwas einschätzt, wie es ihm vorkommt, hängt von seiner Perspektive ab… siehe dazu auch Der Mann mit dem Hammer von Paul Watzlawick. In: „Anleitung zum Unglücklichsein“.

Menschen, die Führungspositionen einnehmen, haben oft eine eigene Sichtweise auf die anderen und die Dinge. Manche erwarten ein bestimmtes Verhalten von „Untergebenen“. Sie erinnern in ihrem Anspruch gelegentlich an die strengen Hierarchien des Militärs.

Ich bin aufgewachsen, etwas komprimiert zusammengefasst, zunächst Menschen zu sehen, nicht Positionen:

    • Menschen sind immer und vor allem Menschen. Also nicht perfekt.
    • Manche sind gebildet.
    • Manche sind anständig und klug.
    • Manche sind gebildet, anständig und klug.
    • Manche nicht…
    • Manche bekommen eine Position durch Beziehungen, nicht aufgrund von Können.
    • Manche bekommen eine Position aufgrund von Können, das mit Führungsqualität nichts zu tun hat.
    • Manche haben Adelstitel, manche nicht.
    • ….
    • Mit anderen Worten: Die Substanz des Menschen bestimmt, ob ich Respekt vor ihm oder ihr habe.
    • Ich bin zu Selbstachtung und Respekt vor mir selbst ebenso erzogen worden.
    • Wenn der Kaiser von Japan (in China gibt’s den sprichwörtlichen ja nicht mehr) persönlich käme – ich würde ihn würdevoll und mit Respekt behandeln. Wenn er es verdient. Ansonsten: Höflich.
    • Ich bin loyal im Arbeitsalltag, auch wenn’s manchmal schwer fällt.
    • Ich bin außerdem diskret. Sehr.

Es gibt gelegentlich Missverständnisse, aufgrund der unterschiedlichen grundlegenden Herangehensweisen, je nach Region, Hintergrund und familiärer Prägung. Das ist nur natürlich.
Schön wäre, wenn es mehr Leuten so klar wäre, wie mir.

Wir alle müssen manchmal Nachsicht üben – und wir alle brauchen manchmal die Nachsicht der anderen.

„Perspektiven…“ – Jonathan Swift: Die Reise nach Lilliput…


Swift gilt in der englischen Literatur als einer der führenden Köpfe und gehört zum Literaturkanon. Er hat als einer der ersten in der modernen Literatur eine gesellschaftskritische Satire geschrieben, die als ‚verkleideter Reisebericht‘ daher kommt… Dies ist ein Auszug aus dem Ersten Kapitel des ersten Teils, der Reise nach Lilliput:
(Quelle: Gutenberg Projekt, DE, Jonathan Swift, Reise nach Lilliput)

Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Personenkreisen sind gewollt. (Perspektive ist entscheidend für Erkenntnis und Verständnis…)

„[Voraus geht ein Schiffbruch, den die Hauptfigur Lemuel Gulliver mit Mühe überlebt.] Ich legte mich auf das Gras, welches mir kurz und weich zu seyn schien und schlief dann fester, wie jemals in meinem Leben, so viel ich weiß, und wie ich glaube an die neun Stunden. Als ich erwachte, war der Tag angebrochen. Ich versuchte aufzustehn, konnte mich aber nicht bewegen; während ich auf dem Rücken lag, bemerkte ich, daß meine Arme und Beine fest gebunden an dem Boden hafteten. Dasselbe war mit meinen sehr langen und dicken Haaren der Fall. Auch fühlte ich mehrere kleine Binden am ganzen Leibe von den Schulterhöhlen bis zu den Schenkeln. Ich konnte nur aufwärts blicken; die Sonne ward heiß und ihr Licht blendete meine Augen. Ich vernahm ein verwirrtes Geräusch in meiner Nähe; in der Stellung jedoch, die ich einnahm, konnte ich nur den Himmel sehen. Mittlerweile fühlte ich, wie sich etwas auf meinem linken Schenkel bewegte; irgend ein Geschöpf rückte leise vorwärts, und kam über meine Brust bis fast an mein Kinn; ich erkannte in demselben eine Menschengestalt von etwa sechs Zoll Höhe, mit Bogen und Pfeilen in der Hand und mit einem Köcher auf dem Rücken. Zugleich fühlte ich, daß wenigstens noch vierzig derselben Menschengattung dem Ersteren folgten. Ich war äußerst erstaunt und brüllte so laut, daß sie sämmtlich erschrocken fortliefen; Einige, wie ich nachher hörte, beschädigten sich durch den Fall, als sie von meiner
Seite herabspringen wollten. Sie kamen aber bald wieder; Einer von ihnen wagte sich so weit, daß er vollkommen in mein Gesicht blicken konnte, erhob voll Bewunderung seine Hände und Augen und rief mit schallender und deutlicher Stimme: Hekinah Degul. Die Uebrigen wiederholten dieselben Worte mehrere Male; ich konnte damals aber den Sinn derselben noch nicht verstehen.

Der Leser wird wohl vermuthen, daß ich mich in keiner bequemen Lage befand; ich suchte los zu kommen und hatte zuletzt das Glück, die Stricke zu zerreissen oder die Pfähle abzubrechen, woran mein rechter Arm befestigt war. Als ich ihn nun zum Gesicht erhob, bemerkte ich die Art, wie man mich gebunden hatte. Durch einen heftigen Ruck, der mir viel Schmerz verursachte, machte ich die Bande, welche mein Haar auf der rechten Seite hielten, etwas lockerer, so daß ich im Stande war, meinen Kopf zwei Zoll umzuwenden; allein die Geschöpfe liefen noch einmal fort, ehe ich eines derselben ergreifen konnte, worauf ein sehr lauter Ruf von mehreren Stimmen entstand, der aber schnell wieder verhallte. Hierauf hörte ich, wie Einer Tolgo Phonac rief. Sogleich trafen mehr als hundert Pfeile meine linke Hand und prickelten mich wie Nadeln. Außerdem wurde eine andere Salve in die Luft, so wie wir die Bomben in Europa schleudern, geschossen. Ich glaube, eine Menge Pfeile fiel auf meinen Körper, ich habe sie aber nicht gefühlt. Einige richteten ihre Geschosse auf mein Gesicht, das ich sogleich mit der rechten Hand bedeckte. Als dieser Pfeilschauer vorüber war, begann ich aus Gram und wegen meiner Schmerzen zu seufzen; ich suchte mich wieder loszumachen, und erhielt noch eine zweite und größere Salve; Einige suchten mit Speeren in meine Seite zu stechen; zum Glück aber trug ich ein Wamms von Büffelleder, das sie nicht durchbohren konnten. Ich hielt es deßhalb für das Klügste regungslos liegen zu bleiben, bis die Nacht einbräche.

Da meine linke Hand bereits von den Banden gelöst war, konnte ich mich sehr leicht gänzlich befreien, und was die Einwohner betraf, so hegte ich die Ueberzeugung, ihrem größten Heere vollkommen gewachsen zu seyn, wenn alle Soldaten von derselben Größe wären, wie jenes Geschöpf, das ich gesehen. Allein das Glück hatte mir ein andres Loos beschieden. Als die Volksmasse meine Ruhe sah, gab sie mir keine weitere Salve von Pfeilen; aus dem Lärm, den ich vernahm, konnte ich jedoch den Schluß ziehen, daß ihre Anzahl sich vermehrte. Auch vernahm ich, wie man in Entfernung von vier Ellen, meinem rechten Ohre gegenüber, ungefähr eine Stunde lang in der Art polterte, wie es bei beschäftigten Arbeitern der Fall zu seyn pflegt. Deßhalb drehte ich den Kopf nach der Seite hin, so gut es die Stricke und Pfähle erlaubten, und erblickte ein ungefähr anderthalb Fuß hohes Gerüst, welches mit einer oder drei Leitern, um es zu besteigen, versehen, vier jener Eingebornen tragen konnte.“

„Führungsstil“ – Parteien – Geschichte: Weitsicht

Bundesrat der BRD – Bild: Pressematerial des Bundesrates

Die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen gestern sind nicht repräsentativ für eine ganze Republik.

Es ist eine Tatsache, dass seit Anbeginn der Demokratie in Deutschland, insbesondere seit der Weimarer Republik, die wirtschaftliche Situation immer ausschlaggebend war. Für Wahlergebnisse.
Das ist nicht nur in Deutschland so.

Wer in die Welt schaut, sieht, dass Menschen als Wechselwähler immer wieder wechseln, ihre Wahlvorlieben und ihre politische Richtung, wenn sie ihre Existenz bedroht sehen.

Es sollte klar gemacht werden, dass rechtsextreme Machtmenschen wie die in der AfD aktiven, keine Lösungen anbieten; sondern Phrasen. Diese Art der politischen Aktionen sind nur geeignet, Macht zu bündeln zu versuchen, um sich selbst zu bereichern. Im Endeffekt.
Auch das ist in der Geschichte ablesbar. Ebenso weltweit.

Keine Regierung, ob auf Landes- oder auf Bundesebene, existiert im luftleeren Raum!
Das heißt, dass die wirtschaftliche Situation eines Landes wie der BRD, das derart stark vom Export abhängt, eben auch mit den Exporten steht und fällt.

Wir befinden uns in einer Phase der Inflation und der wirtschaftlichen Turbulenzen seit der Pandemie. Weltweit.
Auch das ist nicht neu!
Seit es genug medizinisches Wissen gibt, um Epidemien und Pandemien zu benennen – und sich international dazu zu vernetzen – ist auch dieses ein wiederkehrendes Muster.

Hinzu kommt, dass die notwendige und allseits gewünschte Neuorientierung der Prozesse und Produkte im Sinne der Nachhaltigkeit Angebote und Nachfrage stark verändern; bisher immer wieder wirksame, klassische Absatzmuster verschieben – und Entwicklungen dadurch ähnlich dem Dominoprinzip Kreise ziehen. Das muss gestemmt und weiterentwickelt werden. Auch in diesem Punkt mit Weitsicht.

Dazu kommt der Jahrtausendwechsel, gerade etwas mehr als 20 Jahre  zurückliegend. Jahrtausendwechsel haben seit der Nutzung der  feststehenden Kalender weltweit Erschütterungen und Katastrophenszenarios – in Form von Menetekeln geradezu – hervorgerufen. Über Kulturgrenzen hinweg. Ob die Kalender der Maya oder Nostradamus; ob die Ausschreitungen rund um das Jahr 1000 in Europa oder die gegenwärtigen Weltuntergangsideen – sie sind wiederkehrende Muster.

Wer nun schließlich glaubt, es müsse nur ordentlich laut geschimpft und krachend mit der Faust auf den Tisch gehauen, grimmig in die Kameras geschaut werden, um nachhaltige Politik zu betreiben oder Führungsqualitäten zu beweisen – der irrt.
In zweierlei Hinsicht:

    • Diese Art des Führungs(un)stils ist nachweislich nicht nur veraltet sondern schädlich.
    • Diese Art, einen „Führer“ zu verlangen, stammt aus den Anfängen der Monarchien und wurde auf grausige Weise in einer Diktatur 1933-1945 umgesetzt.
      Sie ist keine Lösung!

Besonnenheit tut not, immer. In der Politik sind schnell einmal Reden geschwungen, wenn Kameras in der Nähe sind.

Wie Medien sich dazu stellen, ist eine Sache. Wie das alles seinen Niederschlag in den sogenannten sozialen Netzwerken findet, ist eine andere.
Aufklärung langfristig – und deutliche Worte – sind wichtig.

Aber eine echte Lösung wird sein, die Verteilung von arm nach reich zu stoppen – und deutlich zu machen, dass das Prinzip des Konsums im Kapitalismus nach wie vor den Reigen anführt:

Wo nicht konsumiert werden kann, entsteht keine Nachfrage. Da helfen auch keine noch so hohen Steuerentlastungen der Reichen und der Unternehmen; denn der wirtschaftlich wirksame Konsum geht von den kleinen und mittleren Einkommen aus.

Solingen – Mitgefühl – Die Folgen

Solingen im Gedenken (Images licensed and Wikimedia Commons)

Persönliche Krisen können das Wahrnehmen anderer, größerer verzögern: Solingen war am Freitag vergangener Woche Schauplatz eines grausamen Anschlags bei einem Volksfest.

Mein Mitgefühl ist bei all jenen, die liebe Angehörige plötzlich durch grausame Umstände an ihrer Seite vermissen müssen.

Gewalt und Gewaltbereitschaft haben Ursachen. Strengere Gesetze sind für Waffen kaum notwendig. Sie sind offenbar illegal leicht im Internet zu erhalten.

Strengere Gesetze zur Asylpolitik wären eine humanitäre Katastrophe!

Ein kluges Zitat eines Kommentatoren der taz lautet, dass Gewaltbereitschaft sowohl im rechten als auch im linken oder eben im islamistischen Lager zu finden ist. Pauschalverurteilungen helfen nicht weiter.

Wir leben in einem Zeitalter der „Newsticker“. Wenn man sich die Nachrichten nach einigen Tagen anschaut, ist die Flut der Texte kaum noch zu bewältigen. Für jemanden, die wie ich seit vielen Jahren das Ordnen und Verarbeiten von Tausenden Seiten Text durch Studium und Beruf gewöhnt ist, ist es machbar. Aber andere?

Die Politik muss nun also reagieren; man verlangt schnelle, eindeutige Reaktionen. Gleichzeitig werden alle in verantwortungsvollen Posten sofort kritisiert, im Grunde egal was sie auch äußern.

Dies ist ein grausame und gemeine Tat. Darüber gibt es keine Zweifel.

Aber in Politik und Rechtsprechung müssen Weitblick und Gerechtigkeit herrschen. Sonst spiegeln sie die ‚Straße‘ – und ihre Attentäter.

Keksformen – Ausstecherle – Oder: Die Artenvielfalt beim Menschen…

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Es gibt Menschen, die glauben, dass nur eine bestimmte Art zu reagieren menschlich oder zulässig sei. Wer etwa würdevoll und selbstbeherrscht reagiert, in schweren oder existenziellen Situationen, der muss sich der „Gefühlskälte“ – im weiteren Sinne – verdächtigen lassen.

Traurig: Denn, es gibt unterschiedliche Formen, Umgangsformen – und Stolz, der mit allerlei Ideen zu tun hat, die nicht mit ‚Hoffärtigkeit‘ gleichzusetzen sind.

Wer nur einen eng gesetzten Vergleichrahmen hat und danach andere Menschen und ihre Reaktionen beurteilt, der urteilt unter Garantie – falsch.

Man könnte die Erkenntnistheorie auch so verkürzt zusammen fassen:

„Wir erkennen, was wir kennen.“

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – Demokratie und Pluralität… Großmut

French Revolution, painting – Abstract drawing style, courtesy pixabay.com

Die französische Revolution fand Ende des 18. Jhdts. statt, genau: 1789. Die drei Grundideen, die sie den westlichen Demokratien bis heute als Gerüst mitgegeben hat, lauten „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“.

Freiheit und Brüderlichkeit lassen sich offenbar einfacher erklären, als das Prinzip der Gleichheit. Ich habe immer wieder erlebt, dass man es mit „Gleichförmigkeit“ oder auch „Angepasstheit“ verwechselt.

„Gleichheit“ meint aber die Geltung der ‚Glieder‘, der Mitglieder einer Demokratie, vor dem Gesetz. Ebenbürtigkeit.

Gleichheit im Sinne zu verstehen und umzusetzen, wie es auch in der Zeit des Nationalsozialismus umgesetzt wurde, als „Gleichschaltung“, ist ein Trugschluss. Sie führt zu Katastrophen, auf die Dauer. Zu Diktatur, Unterordnung und – Stillstand.

Denn wo neue Ideen und andere Umgangsformen – im Rahmen der Gesetze – abgelehnt werden, kehrt Stillstand ein. Gleichmut. Gleichmut ist gleich zu setzen mit Gleichgültigkeit.

Gleichgültigkeit endet in tumber Gleichmacherei. Abweichungen werden nicht nur nicht geduldet – sondern sogar verfolgt.

Erkenntnis und Mut zur Andersartigkeit – Pluralität – sind nachweislich Wege zu Fortschritt, Entwicklung und – Innovation.

Manchmal braucht das Mut. Aber:

Mut ist eben auch nicht, keine Angst zu haben. Sondern (manchmal) Angst zu haben – und trotzdem zu tun, was nötig oder wichtig ist.

Paul Watzlawicks „Mann mit dem Hammer“ – oder: Perspektive ist der Schlüssel zu Allem

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Ob man jemanden freundlichen Auges oder mit negativen Grundgedanken betrachtet, macht einen riesigen Unterschied, nicht nur, aber auch im Alltag. Paul Watzlawick ist führender Kommunikationswissenschaftler — und Österreicher. Sein populärwissenschaftliches Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ hat viele Auflagenrekorde gebrochen, zu Recht.

Zitat:
„Die Geschichte
mit dem Hammer

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er »Guten Tag« sagen kann, schreit ihn unser Mann an: »Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!«

Die Wirkung ist großartig, die Technik verhältnismäßig einfach, wenn auch keineswegs neu. Schon Ovid beschrieb sie in seiner Liebeskunst – wenn auch leider nur im positiven Sinne: »Rede dir ein, du liebst, wo du flüchtig begehrest. Glaub es dann selbst … Aufrichtig liebt, wem’s gelang, sich selbst in Feuer zu sprechen.«

(Quelle: Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein, Piper Verlag, 2010)

Kleiner Exkurs: Toleranz — und ihre Grenzen…

Bild: Adobe Stock, lizenziert

Die Toleranz ist tatsächlich kein leichtes Thema. Dass sie erst in der Neuzeit definiert wurde, ist nicht verwunderlich: Sie gehört wohl eigentlich integral zur bürgerlichen Gesellschaft: Demokratie, das ‚Herrschen einer Gruppe‘ statt eines Einzelnen kann nur dadurch gerechtfertigt werden:

    • Der Einzelne zählt.
    • Die Verschiedenheit ist dabei kein Hinderungsgrund.
      • Denn sonst würde man zum Herrschen des Einzelnen und des ‚einen Prinzips‘ zurück finden müssen.

Toleranz hieß im Lateinischen ursprünglich ‚erdulden, ertragen‘.

Das kann wichtig sein: etwas auszuhalten, das man nicht mag oder nicht angenehm findet.

Denn ob es religiöse Überzeugungen sind oder politische, etwa das konservative Lager (das ich aushalte 😉 ) oder auch Meinungen, die noch weit ‚rechter‘ davon stehen: Sie sind als Meinung zunächst auszuhalten.

Allerdings sind die Grenzen dann erreicht, wenn grundlegende, als gut erkannte Werte in Gefahr geraten: Das sind die Menschenrechte.

Menschenrechtsverletzende Meinungen dürfen nicht unwidersprochen bleiben.

Taten und Handlungen, die ‚das Andere‘ ausgrenzen und verletzen, müssen auf Grundlage eines bürgerlichen, verlässlichen und bindenden Rechtssystems unterbunden und gegebenenfalls auch geahndet werden.

Toleranz angesichts von Hasspostings oder Verfolgung(en) oder Ausgrenzungen oder physischer oder psychischer Verletzungen — ist nicht ok.

Intoleranz ‚nur‘ aufgrund einer als irritierend oder auch ärgerlich empfundenen Andersartigkeit — ist nicht ok.

„Mehr Sein als Scheinen“ – Wenn der Hahn kräht…

Wetterhahn – (Lizenz Common Domain)

In der Bibel gibt es sie, im Leben genauso: Menschen, denen Prestige wichtiger ist, als die Wahrheit. Die alles tun, um sich im rechten Licht zu präsentieren – und die im Zweifel gnadenlos auf diejenigen losgehen, die ein wenig anders sind. Die nicht mit den Wölfen heulen, sondern manchmal wohl einfach echte ‚Lämmer‘ sind…

Wahrheitsliebe wird gepredigt, fromm danach genickt. Aber sie wird nicht gelebt.

„Nimm Dein Kreuz auf Dich und folge mir nach“ – es ist genau das, nämlich eine (christliche) Herausforderung, den guten Grundsätzen nachzufolgen.

Je nach Umfeld sind die Grundsätze aber eben nur für den ‚Hausgebrauch‘, für das Wochenende, den Feierabend gedacht.

Mut bedeutet eben auch, es trotzdem zu tun. Immer wieder. Denn es nützt nichts, wenn man es nicht tut: Am Ende eines Tages – oder wenn eines Tages das Ende kommt: Hauptsache gut und im Auge der Welt ‚reich‘ gelebt, dem ‚Mainstream‘ gefolgt?

Hauptsache, gut und mehr Freude tragend gelebt. Jeden Tag.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
(Matthäus, 7,3; Jerusalemer Bibel, 1968, 9. Auflage, 1976)