Wo Menschen sind, da wird geredet…das war schon immer so. Aber nicht allen ist bewusst, dass dieses Gerede eigentlich nicht immer ernst zu nehmen ist. Solche nehmen für bare Münze, was eben nur Sensationslust darstellt.
Dieser Song von den Ärzten bringt es recht deutlich auf den Punkt. Der Umgang damit kann manchmal schwierig sein. Denn Gerede wird oft auch hinterm Rücken ausgeführt… Um da angemessen zu reagieren, bleibt eigentlich nur:
Würde bewahren.
Allen, die schon Opfer von oberflächlichem Gerede waren, zum Trost: Es gibt auch die anderen, mit Herz und Verstand, die nicht aus lauter Langeweile Mitmenschen verunglimpfen.
Die Geschichte ist voll von ihnen, damals wie heute, Napoleon, Cäsar oder auch Putin: Kleine Männer, die glauben, sich und der Welt beweisen zu müssen, dass sie ‚groß‘ seien.
Es gibt sie auch in kleinerem Umfang im Alltag: Menschen, leider besonders Männer, die einen ‚Keinkrieg‘ beginnen, weil sie annehmen, beleidigt worden zu sein.
Interessant ist auch das Muster, das sich immer wieder beobachten lässt: Es passiert meist in Bezug auf Frauen. Direkt – oder indirekt. Weil man sie beeindrucken will – oder weil man sich in seiner Eitelkeit gekränkt fühlt.
Tragisch wird es, wenn dadurch Menschenleben in Gefahr geraten. Oder gar gnadenlos und gewissenlos in Kriegen geopfert werden.
Es ist ein Zitat aus der Bibel. Es bedeutet zugleich etwas sehr Einfaches und Fundamentales:
Menschen reden viel, wenn der Tag lang ist.
Oft aus allen möglichen Gründen.
Dabei lassen sich vorab zwei Prinzipien abheben:
Die unabsichtlich oberflächlich oder sogar falsch reden.
Die es absichtlich tun.
Einige Beispiele:
Um die Wahrheit zu verschleiern, weil sie sich ihrer schämen.
Um andere zu manipulieren und sie dorthin zu bewegen, wo sie sie haben möchten.
Um ‚Meinung zu machen‘, etwa in der Politik; oder in der unseriösen Presse, die Meinung nicht von Fakten trennt, weil es ihrer Auflage und somit ihren Einnahmen dient.
Um etwas zu verkaufen.
Es gibt auch solche Menschen, die etwas reden, weil sie es nicht besser verstehen – und dadurch andere ebenso beeinflussen, weil diese es auch nicht besser verstehen.
Man kann also sagen: Wenn man Menschen kennen lernen will, muss man genau das tun: Sie ‚kennen lernen‘. Worte sind auch wichtig – aber sie als das zu erkennen was sie sind – eine persönliche Wahrheit, eine freundliche Höflichkeit, die in manchen Bereichen angebracht ist; oder tatsächlich böswillige Manipulation, ist wichtig – und nicht immer einfach.
Darum gibt es diesen „Spruch“ in der Bibel: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“
Denn alle frommen Sprüche nutzen nichts, wenn sie nicht durch Taten gestützt werden.
Es kann sein, dass unser Erkennen ausgebremst wird durch ein Unwohlsein, oder gar eine persönliche Kränkung, die wir empfinden. Der nächste Schritt ist dann oftmals, mit anderen darüber zu sprechen, ob diese es auch so sehen – weil wir uns im Grunde bestätigt fühlen möchten…
Darüber hinaus zu gehen, zu erkennen, dass wir als Menschen alle unsere empfindlichen Punkte haben – nur nicht alle dieselben, kann helfen.
Ich wurde erzogen im Geiste der Aufklärung nach Kant und dem humanistischen Bildungsideal. Deshalb und aus persönlichen, schmerzvollen Erfahrungen mit Menschen heraus, die Andersdenkende nicht dulden konnten, habe ich mir eine genaue Betrachtungsweise und Bemühen um Wahrheit angeeignet.
Ich denke nach wie vor:
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.
Denn Menschen können nicht immer etwas dafür – aber ihre Aussagen sind nur relativ verlässlich.
Darum ist Geduld und Zeit wichtig – sich annähern durch ‚kennen lernen‘.
Wenn Dinge oder Ideen wichtiger werden, als Lebewesen – dann werden im Extremfall Grausamkeiten und Misshandlungen Tür und Tor geöffnet: Dem Ding oder der Idee zu huldigen, ein Leben zu weihen – und dann eines Tages enttäuscht zu werden, weil jemand anderes es nicht als Heiligtum behandelt – führt zu Aggression. Im schlimmsten Fall zu Mord und Totschlag.
In der Geschichte der Menschheit hat es das immer wieder gegeben, ob während Ausschreitungen zu religiösen Orten oder Haltungen – oder das ‚Sammeln von Menschen‘ hinter einer Idee, die anschließend in die Lage versetzt werden, andere für diese Idee zu foltern oder gar zu töten.
Ich denke, dies passiert, weil Menschen die Idee oder das Ding mit ihrer Person gleichsetzen; mit ihrem Stolz, ihrer Selbstachtung.
Wenn dann das Ding oder die Idee angezweifelt werden, empfinden sie dies als persönliche Kränkung, die sie sich minderwertig fühlen lässt.
Darum bin ich der festen Überzeugung, dass zwei Dinge wichtig sind, zu lernen:
Eine Idee oder ein Ding ist niemals wichtiger, als die Menschen, die Lebewesen. Allenfalls genauso wichtig.
Toleranz: Sie lehrt uns, die Dinge und Ideen von den Menschen getrennt zu betrachten. Auch uns selbst.
Wenn Krieg als einziger Ausweg präsentiert wird, ist es höchste Zeit: Perspektiven zu erweitern.
Seit Jahren wird konsequent die Strategie der „Feindbildpropaganda“ verfolgt. Sie scheint ständig massiver zu werden.
Haben Sie alle vergessen – oder sind Sie zu schlecht ausgebildet bzw. zu jung – um sich an die Lektionen der Geschichte zu erinnern?
Kriege werden in den Medien gewonnen und verloren.
Das erste was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit.
Vielleicht die schlimmste Dummheit, die Menschen begehen können, ist zu glauben, dass ein Krieg einseitig gewonnen werden könnte.
Aber eines ist leider auch sehr wahr: Gewinnen werden die Industrien, die schon in den früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden immer gewonnen haben: Waffenlieferanten und das Baugewerbe sowie deren Zulieferer. Im Wesentlichen. Denn:
Nach einem Krieg, der alles zerstört, ist das Wirtschaftswachstum auf jeden Fall um 80-100 % zu erwarten.
Durch die vielen getöteten Menschen wird dann auch die Arbeitslosigkeit nahe oder komplett der Vollbeschäftigung gewichen sein.
Ich appelliere an die Reste Ihres Anstands und Ihres journalistischen Ehrgefühls: Bleiben Sie der Wahrheit auf der Spur. Hüten Sie sich vor einseitigen Feindbildern.
Seit vielen Jahren weiß ich, was schwere Zeiten sind. Dies ist nicht mein erster Beitrag dazu. Es gibt Forscher, die sich in Psychologie, Philosophie und Medizin damit befassen, wie Menschen Krisenzeiten bewältigen können.
Eines ist auch wahr: „Was uns nicht umbringt, macht uns härter.“
Es kommt dann darauf an, wie man mit der Erfahrung oder den Erfahrungen umgeht:
„Härter“ gegen sich selbst oder andere werden?
Oder „widerstandsfähig“?
Ich optiere für „widerstandsfähig“. Es bedeutet nämlich, ganzheitlich zu betrachten, wie Seele und Körper zusammen gehören – und wann es Zeit ist:
die Seele baumeln zu lassen.
Denn so, wie der Körper Pflege braucht – so braucht auch unsere Seele Pausen – und ‚Pflege‘. Das macht sie ‚geschmeidig‘, verständnisvoll – und widerstandsfähig.
„Wat de Buer nich‘ kennt, dat fret er nich‘.“ Ein Spruch aus meinen norddeutschen Wurzeln, in Plattdeutsch: „Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht.“ Er fasst ganz schön zusammen, woher Ablehnung des Anderen meist kommt: Aus dem ‚Fremdeln‘. Kinder kennen es schon als Reaktion, kluge Eltern versuchen, das klug zu erziehen: Ein fremder Mensch ist nicht problematisch – nur anders.
Menschheitsgeschichtlich ist es nicht überraschend, dass „das Andere“ zunächst abgelehnt wird: Das Andere ist eine Abweichung vom Altbekannten, und deshalb potentiell gefährlich. Nicht nur Menschen, auch manche Tierarten kennen das als Reaktion. Andersartige Ausprägungen werden teils sogar ausgestoßen oder gar getötet.
Aber es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied zwischen Menschen und Tieren: Menschen können denken.
Sie können ihren Verstand und die Sprache gebrauchen, um zu kommunizieren, zu verstehen – und neue Ideen zu entwickeln oder Wege zu gehen.
Die Einfalt ist ein schönes Wort, denn es bedeutet hier zweierlei: Das „Einfältige“, ein Verstand, der durch wenig komplexe Ideen gebildet wurde und daher nicht gut geschult ist, Neues zu begreifen.
Außerdem: „Einseitigkeit“, anstelle von Variationen oder verschiedenen Ausprägungen das ewig gleiche, bekannte.
Es ist in den Sozialwissenschaften ein bekanntes Phänomen:
Kulturen, die sich abschotten, gehen unter.
Es gibt dazu eine Reihe von Beispielen in der Geschichte, überall auf der Welt.
Interessant ist auch das Phänomen, dass bei Wahlen rechtspopulistische Parteien mit verhetzenden, fremdenfeindlichen Parolen immer in solchen Gegenden hohe Wahlergebnisse erzielen, in denen überhaupt keine Ausländer leben oder bisher gelebt haben.
‚Kennen‘ lernen – ist der Schlüssel zu Weltoffenheit und Toleranz.
Neue Ideen, Innovationen, werden aus dem Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Eindrücke geformt.
Wer sich öffnet und Andersartiges zulässt, behutsam aufeinander zugeht, erfährt den ganzen Reichtum der Vielfalt.