„Wat de Buer nich‘ kennt, dat fret er nich‘.“ Ein Spruch aus meinen norddeutschen Wurzeln, in Plattdeutsch: „Was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht.“ Er fasst ganz schön zusammen, woher Ablehnung des Anderen meist kommt: Aus dem ‚Fremdeln‘. Kinder kennen es schon als Reaktion, kluge Eltern versuchen, das klug zu erziehen: Ein fremder Mensch ist nicht problematisch – nur anders.
Menschheitsgeschichtlich ist es nicht überraschend, dass „das Andere“ zunächst abgelehnt wird: Das Andere ist eine Abweichung vom Altbekannten, und deshalb potentiell gefährlich. Nicht nur Menschen, auch manche Tierarten kennen das als Reaktion. Andersartige Ausprägungen werden teils sogar ausgestoßen oder gar getötet.
Aber es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied zwischen Menschen und Tieren: Menschen können denken.
Sie können ihren Verstand und die Sprache gebrauchen, um zu kommunizieren, zu verstehen – und neue Ideen zu entwickeln oder Wege zu gehen.
Die Einfalt ist ein schönes Wort, denn es bedeutet hier zweierlei: Das „Einfältige“, ein Verstand, der durch wenig komplexe Ideen gebildet wurde und daher nicht gut geschult ist, Neues zu begreifen.
Außerdem: „Einseitigkeit“, anstelle von Variationen oder verschiedenen Ausprägungen das ewig gleiche, bekannte.
Es ist in den Sozialwissenschaften ein bekanntes Phänomen:
Kulturen, die sich abschotten, gehen unter.
Es gibt dazu eine Reihe von Beispielen in der Geschichte, überall auf der Welt.
Interessant ist auch das Phänomen, dass bei Wahlen rechtspopulistische Parteien mit verhetzenden, fremdenfeindlichen Parolen immer in solchen Gegenden hohe Wahlergebnisse erzielen, in denen überhaupt keine Ausländer leben oder bisher gelebt haben.
‚Kennen‘ lernen – ist der Schlüssel zu Weltoffenheit und Toleranz.
Neue Ideen, Innovationen, werden aus dem Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Eindrücke geformt.
Wer sich öffnet und Andersartiges zulässt, behutsam aufeinander zugeht, erfährt den ganzen Reichtum der Vielfalt.